»Unter Sachkosten geführt«

Den Missbrauch von Leiharbeit verhindern, gleichen Lohn und gleiche Rechte für Leiharbeiter gesetzlich festlegen – das wollen die Grünen ihrem Wahlprogramm zufolge. In der parteinahen Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin werden Leiharbeiter jedoch unter prekären Bedingungen beschäftigt. Die Freie Arbeiterinnen- und Arbeiterunion Berlin (FAU) protestiert dagegen, ihr Pressesekretär Stefan Kuhnt gibt Auskunft.

Wie viele Leiharbeiter gibt es in der Heinrich-Böll-Stiftung?
In der Konferenzassistenz sind es ungefähr 20 Beschäftigte. Die Reinigungskräfte sind über eine Outsourcing-Firma dort angestellt, ebenso wie die Beschäftigten im Empfangsbereich.
Wie ist die FAU auf die Zustände aufmerksam geworden?
Die Kolleginnen und Kollegen haben sich zum Teil schon vor längerer Zeit bei uns organisiert und sind nun wegen der Missstände aktiv geworden. Zurzeit läuft die Auseinandersetzung über die Klage eines Kollegen auf Festanstellung, der auch öffentlich darauf aufmerksam gemacht hat.
Wie reagiert die Leitung der Stiftung?
Nach den ersten Presseberichten hat die Geschäftsführung beschwichtigend reagiert. Die Lohnforderung hat sie als Geringfügigkeit dargestellt, die sich im Centbereich bewege. Aber uns geht es um Grundsätzlicheres: In dieser Stiftung wird Leiharbeit systematisch eingesetzt, um reguläre Beschäftigung zu umgehen. So werden sogar die Mindestlohngrenzen unterschritten, die die Grünen fordern.
Weiß die Partei von den Geschäftsmethoden der Stiftung?
Wir sehen die Grünen in der Verantwortung, auf die Stiftung und ihre Geschäftsführung einzuwirken. Wir hatten einzelne Gespräche und informelle Kontakte, die meist positiv verliefen. Sollte die Geschäftsführung stur bleiben, müssen wir selbstverständlich auch die Partei noch stärker ansprechen.
Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, die Geschäftsführung unter Druck zu setzen?
Welche Mittel wir wählen, hängt davon ab, wie sich die Geschäftsführung verhält. Die Kundgebung in der vergangenen Woche hat eine gute Resonanz erzielt, zur selben Zeit fand eine Konferenz zu Protestformen gegen autoritäre Strukturen in Osteuropa statt. Wir haben viel Zuspruch von Teilnehmern erhalten. Wir hoffen, dass so Bewegung in die Sache kommt und unsere Kolleginnen und Kollegen eine Festanstellung erhalten, anstatt wie bisher unter dem Punkt Sachkosten geführt zu werden.