Über das Buch »Die amerikanischen Juden und Israel«

Beinhart gegen Israel

Der US-amerikanische Journalist Peter Beinart kritisiert in seinem Buch »Die amerikanischen Juden und Israel« die Nahost-Politik Obamas.

Peter Beinarts Vorhaben hört sich zunächst spannend an: Er möchte den linksliberalen Zionismus retten. Aber viel mehr erfährt der Leser hierzu nicht. Diesen theoretischen Mangel kompensiert Beinart mit höchst problematischen Einlassungen zu Israel und den amerikanischen Juden.
Als Aktivist der Demokraten und Betreiber des Blogs »Open Zion« ist Beinart zur Identifikationsfigur der amerikanischen Linken geworden. Sein Buch ist aber vor allem eine in Verschwörungstheorie abdriftende Jeremiade gegen jüdische Organisationen wie das American Jewish Committee und AIPAC. Diese, so Beinarts These, unterstützten bedingungslos ein »undemokratisches Israel« und würden mit der Antisemitismuskeule jegliche Kritik an Israel unterbinden. Ironischerweise merkt Beinart nicht, dass sein eigener Erfolg diese These widerlegt. Für ihn scheint die Vorstellung, Kritik an Israel könne etwas mit Antisemitismus zu tun haben, abwegig. Beinhart spricht lieber von »angeblichem Antisemitismus«. Selbst die Hamas entschuldigt er mit einem »Ja, aber …«.
Bei Israel ist er nicht so nachgiebig. Die Bedrohung durch den Iran tut er in einem Nebensatz ab. Gefährlicher findet Beinart die Macht der jüdisch-amerikanischen Organisationen. Diese gehe so weit, phantasiert er, dass sie die Außenpolitik der USA manipulierten: »In der Politik gegenüber Israel hatte sich Obama der po­litischen Realität angepasst, und diese wird weitgehend von den führenden Organisationen der amerikanischen Juden gestaltet.«
Damit verabschiedet sich der Autor endgültig in antisemitische Verschwörungstheorien. So führt er Obamas angebliche Zurückhaltung gegenüber Israel auf dessen Angst vor dem Verlust jüdischer Wähler zurück, obwohl diese nicht einmal zwei Prozent aller Wähler ausmachen.
Folgerichtig schließt er sein Buch mit einem Aufruf zum Boykott – natürlich nicht ganz Israels, nur der Siedlungen und ihrer Bewohner, wie Beinart pflichtbewusst anmerkt. Gerade damit rennt er bei deutschen Israel-Kritikern ­offene Türen ein.
Peter Beinart: Die amerikanischen Juden und Israel.
Aus dem Englischen von Stephan Gebauer.
Verlag C. H. Beck, München 2013, 320 Seiten, 24,95 Euro