Platte Buch

Generation Flak

Der Historiker Malte Herwig hat im Berlin Document Center, das die Mitgliederkartei der NSDAP beherbergt, geforscht und die NSDAP-Mitgliedschaft manches Prominenten zutage ­gefödert. Die meisten, die nach 1922 geboren wurden, behaupten, sie seien ohne ihr Wissen in die NSDAP aufgenommen worden. In seinem Buch »Die Flakhelfer« entlarvt Herwig diese Lebenslügen. Aufschlussreich sind seine Ausführungen über das Zustandekommen der Mitgliederkartei der NSDAP und die Tricks, mit denen die Bundesregierung die Veröffentlichung der Dokumente zu verhindern suchte. Herwig will außerdem wissen, »wie aus Hitlers jüngsten Parteimitgliedern Deutschlands führende Demokraten wurden«, denn »die Flakhelfer sind mir nah«. (Sein Vater war einer von ihnen.) Er fragt prominente Personen, etwa Erich Loest, Dieter Wellershoff und Hans-Dietrich Genscher, nach ihrer Mitgliedschaft und warum sie sich zu ihr nicht oder erst spät bekannten, obgleich sie heute »führende Demokraten« seien. Die Herren antworten ausweichend.
Das Problem ist, dass es bei der Befragung dieser Vertreter einer »Generation von Übervätern« (Herwig) lediglich um deren NSDAP-Mitgliedschaft geht, nicht aber darum, welche Lehren sie aus ihr gezogen haben. Dass diese ganz unterschiedlich ausfallen können, zeigen die politischen Biographien des notorischen Israelfeinds Günter Grass auf der einen und des Kritikers des deutschen Antisemitismus, Johannes Agnoli, auf der anderen Seite.

Malte Herwig: Die Flakhelfer. Wie aus Hitlers jüngsten Parteimitgliedern Deutschlands führende Demokraten wurden. DVA, München 2013, 320 Seiten, 22,99 Euro