»Nicht auf sich beruhen lassen«

Der Münchner Stadtrat hat einen Antrag des Ausländerbeirats abgelehnt, Straßen umzubenennen, die nach deutschen Kolonialverbrechern benannt sind. Die Jungle World hat mit Hamado Dipama gesprochen, der dem Ausländerbeirat und dem Arbeitskreis Panafrikanismus angehört.

Um wie viele Straßennamen geht es?
Es handelt sich um zwölf Straßen, vor allem in zwei Vierteln. In Bogenhausen sind es: Wissmannstraße, Dominikstraße, Bennigsenstraße, Leutweinstraße, Lüderitzstraße. In Trudering-Riem sind es: Von-Gravenreuth-Straße, Von-Erckert-Straße, Von-Erckert-Platz, Von-Heydebreck-Straße. Zudem gibt es Straßen, die nach Orten benannt sind, an denen Massaker oder Kriegshandlungen stattfanden.
Welche Namen stehen für besonders schlimme Kolonial­verbrechen?
Die Wissmannstraße ist nach Hermann von Wissmann benannt. Er war von 1888 bis 1896 Befehlshaber der deutschen Schutztruppe in Ostafrika und ließ dort den antikolonialen Widerstand blutig niederschlagen. Als Gouverneur war er für viele brutale Feldzüge verantwortlich. Die Dominikstraße ist nach Hans Dominik benannt. Er war verantwortlich für Massaker an der Bevölkerung in Kamerun. Karl von Gravenreuth war Anführer der sogenannten Wissmanntruppe und ließ auf eigene Faust Dörfer in Kamerun angreifen. Es gäbe noch viel mehr zu sagen.
Warum hat der Stadtrat den Antrag trotz allem abgelehnt?
Vielleicht fiel die Entscheidung aus wahltaktischen Gründen. Aber das wäre der falsche Weg, um Stimmen zu gewinnen. Die Entscheidung des Stadtrats ist skandalös und vollkommen unverständlich. Mit der Prüfung der Umbenennung der Straßen wurde das Stadtarchiv beauftragt. Es hat zwar nicht alle Namen für änderungswürdig befunden, aber empfohlen, mindestens vier Namen zu ändern. Trotz dieser Empfehlung des Stadtarchivs hat der Stadtrat anders entschieden.
Wie hat sich der Stadtrat zu Ihnen als Antragsteller verhalten?
Wir wurden nicht informiert, dass der Antrag in der Sitzung am 18. Juli behandelt werden sollte. Wir als Antragsteller haben aus der Presse davon erfahren. Nach Informationen von Sitzungsteilnehmern wurde der Tagesordnungspunkt auch gar nicht aufgerufen und debattiert. Er wurde nur am Ende zur Abstimmung auf den Tisch gelegt. Das alles ist für uns inakzeptabel. Wir werden die Sache nicht auf sich beruhen lassen.