Platte Buch

Zwischen Mensch und Maschine

Gleichzeitig vorwärts und rückwärts gehen? Zukunftsvisionen aus den Achtzigern vertonen? Das macht Produzentin, DJ und Hum+Buzz-Labelboss Sara Abdel-Hamid alias Ikonika mit »Aerotropolis«. Und darin liegt der Knackpunkt des zweiten Albums der Londonerin, das zwischen retrofuturistischen Synth- und Drumsounds und hochmoderner Produktion den Menschen hinter der Maschine hörbar halten will. Das Cover zeigt es: Auf den Mauern eines cleanen weißen Irrgartens akkurater Formen flaniert eine schwarze Katze. Über die Entstehung sagt Abdel-Hamid: »Es war anfangs im Sound gar nicht mehr möglich zu spüren, wie ich an den Knöpfen drehe. Deswegen ging ich zurück ins Studio und habe angefangen, Sachen nachträglich dreckig zu machen.«
Auf ihrem ersten Album »Contact, Love, Want, Have« von 2010 war diese Rauheit, mit der sich Ikonika zwischen all die vocalverliebten Männer der britischen Bassmusik stellte, von Anfang an da. Für den Nachfolger gilt: Auch erst nachträglich aufgetragene Dreckigkeit zerstört den typischen Ikonika-Sound an den Rändern von UK-Funky nicht. Überpräsente Synths, nach vorne pushende Bassläufe, großzügig verteilte Videospiel-Sounds und verhallte Claps sorgen für ausreichend Wiedererkennungseffekte. Die Melodiespuren schieben sich konstant gegeneinander und schaffen Platz für eine dritte Dimension – zwischen Mensch und Maschine, zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Ikonika: Aerotropolis (Hyperdub/Cargo)