Die wahren Sozis

»Die SPD hat den Style und das Geld«, skandierten etwa 200 Teilnehmer einer »Jubeldemo« am vergangenen Samstag in Berlin. Die SPD feierte zur selben Zeit ihren 150. Geburtstag mit einem »Deutschlandfest« am Brandenburger Tor. Im Gegensatz zur unpolitisch gehaltenen offiziellen Feierlichkeit wollten die Jubeldemonstranten unter dem Motto »Krieg, Abschiebung, Sozialabbau – Ein stärkeres Deutschland kommt nicht von allein« auf die historischen Leistungen der Sozialdemokraten zur Stärkung des deutschen Kapitals hinweisen. »Die SPD soll endlich ihren verdienten Ruhm als Retterin des Standorts einfordern, immerhin ist sie für Hartz IV, den Krieg in Afghanistan und die Abschaffung des Grundrechts auf Asyl verantwortlich«, sagte der Festredner Pjör Steinbrück. Die Demonstrationsteilnehmer forderten ein »investitionsfreundliches Menschenbild« und zeigten auf Schildern entsprechende Zitate prominenter sozialdemokratischer Vordenker wie Gerhard Schröder, Franz Müntefering und Gustav Noske. Als der eigentliche Held der Veranstaltung muss aber Thilo Sarrazin gelten, den die Demonstranten zum Wunschkandidaten einer neu zu schaffenden Einheitspartei aus FDP und SPD erklärten. In Anlehnung an die sozialdemokratische Arbeitslosenpolitik wurden Passanten als »faules Gesindel« beschimpft, wer dem Aussehen nach als Arbeitnehmer, Rentner oder Mieter zu identifizieren war, wurde gebeten, aus der Partei aus- oder gar nicht erst einzutreten, da auf Anliegen dieser Gruppen in der SPD kein Wert gelegt werde. Als die Demonstration ein alter­natives Hausprojekt passierte, wurde die Polizei zur sofortigen Räumung des »Terrornests« aufgefordert. Die Publikumsreaktionen waren geteilt: erregte Diskussionen, ein Eierwurf, Verwirrung und begeisterter Beifall von Teilnehmern des »Deutschlandfests«, zu dessen Besuch am Ende aufgerufen wurde. Bratwurst und Bier seien immerhin seit 150 Jahren das bewährte Bindemittel der SPD.