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Urlaubsverbot sofort

Machen Spam-Versender eigentlich Sommerferien? In den letzten Wochen gab es jedenfalls keinerlei Nachrichten verzweifelter Diktatoren-Witwen, keine persönlichen Anschreiben von Despoten, die dringend vertrauenswürdige Menschen suchen, die aufs Vermögen aufpassen, nicht einmal ein kleiner Hilferuf von irgendeinem Mursi-Verwandten ging ein. Selbst Viagra-Spam gab es kaum – und so liegt der Verdacht nahe, dass die Verschicker nervender bis krimineller Mails kollektiv beschlossen haben, es sei nun mal an der Zeit, die Seele baumeln zu lassen und dem drohenden Burn-out vorzubeugen. Das ist die Chance ehrgeiziger Amateure, das Spam-Fach ganz allein für sich zu haben. Sehr toll ist beispielsweise dieser Versuch: »Die XXX GmbH sucht einen Mitarbeiter für die Abteilungen mit der Kennummer MPL-5272-6713«. Warum bei der Dingens-GmbH ein derartiger Kennnummern-Notstand herrscht, dass sich mehrere Abteilungen eine einzige teilen müssen, man ahnt es nicht – vielleicht liegt’s aber auch nur daran, dass die zu erledigenden Arbeiten sich dort ziemlich gleichen, denn: »Diese Kenntnisse sind mit zu bringen: Wenigstens zwei Stunden Zeit täglich, Internetzugang, Verantwortung, Basis Computerkenntnisse. Wir bieten folgendes: Stundenlohn 25 Euro pro Stunde.« Bedauerlicherweise wird nicht weiter ausgeführt, wie die Verantwortungskenntnisse genau auszusehen haben, wie im übrigen auch der zweite Spam der Woche bemerkenswert öde ausfällt. »Mir ist aufgefallen das Sie zuviel für Ihre Krankenversicherung zahlen« beginnt das Anschreiben, um gleich zum Punkt zu kommen, nämlich dass man auf irgendeinen Link klicken soll. Das ist alles sehr langweilig, weswegen dringend ein Urlaubsverbot für Spam-Verschicker her muss.