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Jetzt also auch noch Mobbing. Wohl kaum einer gibt ein so perfektes Bild des bösen Bankers ab wie der Schweizer Josef Ackermann, dabei ist er nicht einmal Jude. Der 65jährige hat aber auch einiges für sein schlechtes Image getan. Der ehe­malige Chefökonom des IWF, Simon Johnson, bezeichnete ihn 2010 gar als einen der »gefährlichsten Banker der Welt«. Als langjähriger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank wurde er als einer der Verursacher der weltweiten Immobilien- und Finanzkrise ausgemacht, war einer der Angeklagten im Mannesmann-Prozess und muss sich im Kirch-Prozess wegen mutmaßlicher Falschaussage verantworten. Trotz oder vielleicht gerade wegen seines Images schaffte er es als der FAZ zufolge »bester Banker des Planeten« immer wieder, als geeigneter Kandidat für Aufsichtsrats- und Vorstandsposten zu erscheinen. Von seinem neuesten Posten als Verwaltungsratspräsident des Schweizer Versicherungskonzerns Zurich, den er im Juni 2012 angetreten hatte, ist er vergangene Woche zurückgetreten, nachdem der Finanzvorstand Zurichs, Pierre Wauthier, Selbstmord begangen hatte. Sein Tod wurde mit zu großem Druck durch Ackermann in Verbindung gebracht. In seiner Rücktrittsankündigung bezog er sich darauf, dass die Familie Wauthiers ihn mitverantwortlich für den Tod mache, wies die Anschuldi­gungen jedoch als unbegründet zurück. Er wolle vor allem den Ruf Zurichs schützen.
Obwohl er tatsächlich bestürzt gewesen sein mag, dürfte eine Schandtat mehr Ackermann aber nicht aus der Ruhe bringen. ­Die Selbstmorde infolge von Zwangsräumungen in Spanien, wo die Deutsche Bank am Geschäft mit Hypotheken beteiligt war, taten dies bislang zumindest nicht. Vor allem wird die Affäre Wauthier ihn nicht seiner Wichtigkeit berauben. Ohne seinen Posten bei Zurich hat Tausendsassa Ackermann immerhin mehr Zeit für seine anderen Aufsichtsratsposten bei Siemens, Shell und weiteren Konzernen. Zudem gibt er sein Finanzwissen auch als Honorarprofessor an der Goethe-Universität Frankfurt weiter. Der Claim Zurichs ist »Sicherheit vor Profit«, seiner dürfte eher »Profit mit Sicherheit« lauten. Zwar nicht immer für die Aktionäre – der Börsenwert der Deutschen Bank soll unter Ackermanns Vorstandszeit gelitten haben –, aber er dürfte mindestens weitere 65 Jahre brauchen, um die ganzen Millionen auszugeben, die er sich ermanaget hat.