Nachruf

Wolfgang Herrndorf. Als ihm 2012 der Preis der Leipziger Buchmesse für seinen Roman »Sand« verliehen wurde, war sein gesundheitlicher Zustand schon lange kein Geheimnis mehr. Wolfgang Herrndorf war an einem unheilbaren Hirntumor erkrankt und dokumentierte sein Leben mit der Krankheit auf seinem Blog. Seit März 2010, für jeden einsehbar. Im gleichen Jahr feierte er seinen großen schriftstellerischen Erfolg. Nach dem Roman »In Plüschgewittern« und der Kurzgeschichtensammlung »Jenseits des Van-Allen-Gürtels« veröffentlichte er mit »Tschick« einen der erfolgreichsten deutschsprachigen Romane der vergangenen Jahre. Am 26. August ist Wolfgang Herrndorf im Alter von 48 Jahren gestorben. Kathrin Passig, Vertraute von Herrndorf, schickte am 27. August via Twitter eine Nachricht in die Welt, die wie eine Richtigstellung klang: »Wolfgang Herrndorf starb nicht am Krebs. Er hat sich gestern in den späten Abendstunden am Ufer des Hohenzollernkanals erschossen.« Sein Blog wird als Buch veröffentlicht werden.   oko
Kumpelrock
Die Toten Hosen. Er lässt sich zu jeder Gelegenheit grölen und macht zu keiner Seite dicht. Dass »Tage wie diese« von Campino & Co. auf Wahlkampfveranstaltungen von CDU und SPD gespielt wurde, wundert wohl nur die Urheber des Gassenhauers. Und die zeigen sich empört, man hätte sie zumindest um Erlaubnis bitten müssen. Die hätte es nicht gegeben, denn: »Die Gefahr, dass Menschen auf die Idee kommen können, dass es eine Verbindung zwischen der Band und den dort beworbenen Inhalten gibt, macht uns wütend«, hieß es in ihrem Newsletter. Fans sind beruhigt, ihre Lieblingsrocker bleiben aufrechte, anständige Punks. Saubere Regimekritiker, die ihr Werk nicht kampflos dem Establishment überlassen. Nur, was macht die Band mit den Horden von Bundeswehrsoldaten, die zum Sound der Hosen rührselig auf ihren Stubenspinden sitzen? Die sind okay, sie gehören dazu. Trotzdem ist es fast tröstlich, dass nicht alles scheißegal ist. Was leider nur das armselige Niveau der Popmusik hierzulande widerspiegelt.   oko
Würde auf Zeit
Herr Doktor. Wer gerade an seiner Dissertation herumschreibt, sollte sich vorsehen. Wer bereits einen Doktortitel erworben hat, noch mehr. Denn das Glück muss ebenso wenig von Dauer sein wie die akademische Laufbahn. Plagiatsvorwürfe allerorten, alle schreiben sie ab, zitieren schlampig und kommen auf Ideen, die irgendwer irgendwo zuvor schon hatte. Der Münchner Wirtschaftsprofessor Manuel René Theisen macht deshalb einen Vorschlag: Er muss endlich her, der Doktortitel auf Zeit! Obwohl, eigentlich sollten sämtliche höheren akademischen Grade befristetet verliehen werden. Das geht so: Zehn Jahre darf man Professor sein. Sollte sich während dieser Phase kein Plagiatsverdacht ergeben, darf man den Titel weitere zehn Jahre behalten. »Im Unterschied zur aktuellen und historischen Situation aber würde jedem Titelaspiranten (...) noch verstärkt die Verantwortung und ›Bürde‹ seiner akademischen Leistung deutlich gemacht und bewusst bleiben«, schreibt Theisen in der Deutschen Universitätszeitung. Genial!   oko
Kunst kommt von Können
Brent. Er brauchte keinen Pinsel, um zu einem großen Maler zu werden. Nur jemanden, der ihm die Leinwand hinhielt. Und eine Banane vielleicht. Der 37jährige Schimpanse Brent hat sich in einem Wettbewerb durchgesetzt und 10 000 Dollar für ein Gemälde gewonnen, das er mit der Zunge gemalt hatte. Das Geld kommt dem »Chimp Haven« zugute, seinem Pflegeheim in Louisiana, in dem er mit Artgenossen seinen Lebensabend verbringt. Der Künstler war lange Zeit gegen seinen Willen im Labor festgehalten worden.   oko