Rappende Reps

Von nichts gewusst. Nachdem bekannt wurde, dass NPD, FDP und ein finnischer Quarkhersteller dieselbe radelnde Kleinfamilie in ihren Spots verwendeten, legen »Die Republikaner« mit einem Wahlkampfschlamassel nach. Die Partei hat einen Werbespot produzieren lassen, dessen Verbreitung nun durch das Berliner Landgericht untersagt wurde. Es sind anderthalb Minuten komprimierte Einfallslosigkeit: Ein Grüppchen junger Leute hampelt tänzelnd herum, Hintern in String-Tangas werden gezeigt, bemalt in den Farben der großen Parteien, dazu Sprechgesang, der etwas über ein »gelb-goldenes Reich« faselt und behauptet: »Es ist mal wieder soweit: Wir können den größten Arsch wählen.« Die fröhlichen Komparsen waren getäuscht worden. Sie dachten, für einen Musikclip angeheuert worden zu sein. Als sie den Fernseher einschalteten, sahen sie sich für »Die Republikaner« werben. Der Clip war bei Redaktionsschluss immer noch in voller Pracht auf der Website der Partei zu sehen.   OKO
Coming of Age
Endlich erwachsen. Man konnte es damals ja kaum erwarten. Und dann war es wirklich phantastisch, endlich das 18. Lebensjahr hinter sich gebracht zu haben. Die ganze Welt stand einem plötzlich offen, mit all ihren großen Schätzen: Auto statt Mofa, Böller und Hartalk kaufen, einfach so heiraten, wählen und gewählt werden, Spielhölle, Disco ohne Ende, Waffen und andere tolle Sachen. Nun hat auch er es geschafft, ist vom ungezogenen Lausbub zum strafmündigen Bürger geworden: der Verbrecher-Verlag. 1995 von Werner Labisch und Jörg Sundermeier gegründet, publiziert der Verlag Werke unter anderem von Dietmar Dath, Max Müller, Wolfgang Müller, Rudolf Lorenzen, Elfriede Czurda, Gisela Elsner, Giwi Margwelaschwili und Erich Mühsam. Die Jungle World gratuliert dem Team des Verbrecher-Verlags und Jörg Sundermeier, der auch für diese Zeitung tätig ist. Kinder, wie die Zeit vergeht. Herzlichen Glückwunsch.   OKO
Coup aufgeflogen
Diktatorenparty. Der US-amerikanische Rapper Kanye West gibt sich bekanntlich gern als Bürgerrechtler und Kämpfer für die gute Sache – wobei die Sache gerade dann gut ist, wenn er sich damit einen neuen Nerzmantel zulegen kann. Die Human Rights Foundation hat ihn nun kritisiert: »Er hat einen brutalen Mörder und seine Entourage unterhalten«. Kanye West gab dem Enkel des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew ein Privatkonzert. Es gab Cash: 2,2 Millionen Dollar sagen die einen, 3 Millionen die anderen. West hätte den lukrativen Trip sicher lieber geheimgehalten und ist nun erst einmal abgetaucht. Warum hat er nicht behauptet, von den Problemen des Landes nichts gewusst zu haben? Jennifer Lopez war mit der Strategie gut gefahren. Nachdem sie Gurbanguly Berdymuchammedow, dem Machthaber Turkmenistans, ein Ständchen gesungen hatte, beteuerte sie, von Menschenrechtsproblemen keine Ahnung gehabt zu haben. Als Amnesty-International-Botschafterin kann man auch nicht alles wissen.   OKO
Ohne Fleiß kein Eis
Facebook. Wenn einem wirklich nichts mehr einfällt, macht man etwas mit Social Media. Grübelt lange, schmiedet Pläne und kommt irgendwann sicher auf eine geniale Idee. Auf der kroatischen Insel Murter wird Eiscreme der Sorte »Facebook« angeboten. Blauer Kaugummisirup wird über Vanilleeis gegossen, das auf einem Stiel mit dem Logo von Facebook steckt. »Facebook ist Scheißdreck«, gab Günter Grass gerade zu Protokoll. Was stimmen mag. Aber das Eis ist sicher nicht schlecht.   OKO