Der Stahlhelm-Linke

Er ist das antiimperialistische enfant terrible der CDU, für die er bis 1990 im Bundestag saß. Mit seinen außenpolitischen Ansichten wäre Jürgen Todenhöfer allerdings prima in der reaktionären Fraktion der Linkspartei aufgehoben. Zu Todenhöfers Schützlingen gehört der syrische Diktator Bashar al-Assad. Der ist für ihn ein »stiller, nachdenklicher Mann«. Zu dieser Einschätzung kam Todenhöfer 2012, nachdem er ein demütiges Fernsehinterview mit Assad führen durfte. Und weil Freunde einander unterstützen, schlug sich der CDU-Mann jüngst erneut auf die Seite des syrischen Präsidenten, als diesem der Einsatz von Chemiewaffen gegen die Opposition vorgeworfen wurde. Das ergebe »keinen Sinn«, sagte Todenhöfer dem Stern.
Nun hat Todenhöfer wieder einmal ein Buch geschrieben. Unter dem Titel »Du sollst nicht töten« will er dem Westen angesichts des syrischen Bürgerkriegs die Kriegsflausen austreiben. Und weil so ein Buch ja auch verkauft werden will, macht Todenhöfer den Erwerb des Buches zu einer moralischen Frage. Auf seiner Facebook-Seite schreibt er: »Ich kann diesen Einsatz für friedliche Lösungen allerdings nur durchhalten, wenn Ihr mir helft. Durch Eure engagierten Zuschriften und auch dadurch, dass Ihr mein Buch ›Du sollst nicht töten‹ Euren Freunden und Feinden weiterempfehlt. Auch Euren Abgeordneten.« Mit schlichter Geldgier hat das natürlich nichts zu tun. Vielmehr geht es hier um Leben und Tod. Wenn sein Buch in »allen Haushalten Deutschlands« stehe, könne niemand mehr leichtfertig von Kriegen schwadronieren, glaubt Todenhöfer. Mehr noch: Man müsse das Buch »zu einer Volksbewegung gegen den Krieg machen«. Größenwahn? Allmachtsphantasien? Vieles an Todenhöfer ist rätselhaft. Schon seine politische Metamorphose vom Vertreter der »Stahlhelmfraktion« in der CDU-Bundestagsfraktion zum Liebling der Jungen Welt ist bemerkenswert. Einst war er Strafrichter, befürwortete den Guerillakrieg der Mujahedin gegen die Sowjets in Afghanistan und beklatschte den Putsch in Chile. Den Diktator Augusto Pinochet wollte er sogar noch mit deutschen Staatsgeldern alimentieren. Mit »Du sollst nicht töten« hat Todenhöfer nun also so etwas wie das Manifest der deutschen »Friedensbewegung« vorgelegt, das den Weltfrieden herstellen soll. Wenn sich alle deutschen Haushalte ein Exemplar auf den Kaminsims stellen, kann es auch losgehen mit der Volksbewegung.