Die Revolution blieb aus

Bernd Riexinger ist ein ziemlich langweiliger Redner. Das stellte der Vorsitzende der Linkspartei am Samstag in Berlin unter Beweis. Auf einer Podiumsdiskussion unter dem Titel »DIE LINKE und die Linke – eine Hassliebe?« sollte eine Bestandsaufnahme des Verhältnisses zwischen Partei und Bewegung gemacht werden. Neben Riexinger saßen Martin Schmalzbauer von der Gruppe Fels (Für eine linke Strömung) und der Autor und Sozialwissenschaftler Raul Zelik auf dem Podium. Zwar sei es »hochproblematisch«, sich in Parteien zu engagieren, eröffnete Zelik, der sich publizistisch mit linken Bewegungen in aller Welt beschäftigt. Allerdings sei es notwendig, »die herrschende Hegemonie zu durchlöchern«. Und das gehe eben nur mit der Linkspartei, der er 2012 öffentlichkeitswirksam beigetreten war. Der einzige parteilose Diskutant, Schmalzbauer, war da skeptischer. Eine konsequente Verankerung der Linkspartei in sozialen Bewegungen könne er jedenfalls nicht erkennen, sagte er in Richtung Riexinger. In die Partei einzutreten, habe er nicht vor. Und dann kam der Linkspartei-Chef. In viel zu langen Monologen, vorgetragen in notdürftig gebändigtem Schwäbisch, beschwor er die heilenden Kräfte linker Parteien. Diese seien notwendig, da sie auch in Zeiten existierten, »in denen es gerade keine sozialen Bewegungen gibt«. Den Hauptteil seiner Ausführungen bildeten jedoch lasche Anekdoten und Appelle, die über sozialdemokratische Grundsätzlichkeiten nicht hinauskamen. Ab und an rutschten ihm aber doch amüsante Sätze heraus, etwa als er den Mitgliederschwund in der Linken beklagte: »Wir brauchen neue Mitglieder. Nirgendwo auf der Welt wird eine Revolution von 50jährigen gemacht!«
Die Revolution blieb an diesem Abend aus. Einzig Raul Zelik traute sich, einmal etwas Subversives zu formulieren: »Die Geschichte der Revolutionäre im 20. Jahrhundert ist die größte Scheiße! Das muss man auch einfach mal klar sagen.«