Großes Thema, kleine Wirkung

Landser weg. »Alle Publikationen der Bauer Media Group stehen im Einklang mit den in Deutschland geltenden Gesetzen.« Keine zwei Monate alt ist diese Erklärung, mit der die Kritik des Simon-Wiesenthal-Zentrums zurückgewiesen wurde, die Publikation Der Landser verherrliche den Nationalsozialismus und verharmlose die Shoa. Nun wird der seit 1957 bestehende Laden dichtgemacht. Zwar hat nach Angaben des Verlags eine Prüfung bestätigt, dass die geschichtsrevisionistische Publikation nicht gegen deutsche Gesetze verstoße. Aber manchmal, tja, da muss man eben abwägen. Lohnt es sich, das Image für ein Heftchen zu riskieren, das immer weniger Absatz gefunden hat? Was tun, wenn die Käuferschaft das Zeitliche segnet? Und was soll nun aus der englischen Version des Hefts, Landser True Stories, werden? Um die Mitarbeiter des Heftchens muss sich niemand sorgen. Mit so viel einschlägiger Erfahrung sollte es unproblematisch sein, hierzulande einen Job zu finden. Oder gehen sie direkt in den Ruhestand? Zeit ist es allemal.   oko
Arme Kirchenmäuse
Noten. Selbst die folgsamsten Schäfchen, die bescheidensten Arbeiter im Weinberg des Herrn haben sich schuldig gemacht. Unbewusst, versteht sich, während sie ihrer Pflicht nachgekommen sind und gesungen haben. Komponisten und Musikverlage werden im großen Stil von Kirchenchören betrogen. Die Sangesmannschaften sind waschechte Räuber, man hatte es schon längst geahnt: Sie kaufen Notenblätter nicht, sie kopieren sie. Genauer: raubkopieren sie. Bei einer Umfrage stellte sich heraus, dass die rund 570 katholischen Gemeinden jährlich insgesamt mehr als 35 000 Kopien ohne Genehmigung ziehen. Der wirtschaftliche Schaden liegt, hochgerechnet auf alle deutschen Gemeinden, im niedrigen bis mittleren siebenstelligen Bereich. Behauptet zumindest die Verwertungsgesellschaft Musikedition und äußert im gleichen Atemzug einen schrecklichen Verdacht: Nicht nur katholische Kirchenchöre haben gesetzeswidrig Notenblätter vervielfältigt. Droht den Kirchenchören bald das Aus?   oko
Biltzschnelle Bühnenfassung
Nazitheater. Während in München noch Akten und Gesetze gewälzt werden, beratschlagt und verhandelt wird, ist der Braunschweiger Kulturbetrieb schon einen Schritt weiter und bringt eine Auseinandersetzung mit den Morden des NSU auf die Bühne des Staatstheaters. Regisseurin Mareike Mikat lässt die Terroristen den Raum betreten, das Publikum per Handschlag begrüßen und Apfelstücke servieren. So dürfte sichergestellt werden, dass selbst dem einfältigsten Zuschauer ein Licht aufgeht: Diese Nazis, das könnten meine Nachbarn sein. Weil zu viele Fragen ungeklärt sind, kann Mikat die Geschehnisse nur umkreisen, heißt es. So beschäftigt sich das kammerspielartige Stück mit den möglichen Gedanken der Toten, dem Leid der Hinterbliebenen, dem Alltagsleben der Terroristen und thematisiert den Umgang von Medien und Gesellschaft mit dem Fall. Das Stück »Unter drei« erhielt nach der Uraufführung minutenlangen Applaus. Ob das als gutes Zeichen gewertet werden kann, sei dahingestellt.   oko
Verbrechervisage
Revolutionär. Che Guevara? Wer ist das doch gleich? Ach egal, der Typ geht immer. Dachte sich C&A in Polen und nahm T-Shirts mit seinem Konterfei ins Programm auf. Statt eines warmen Geldregens hagelte es Protest: Wie kann eine große Kaufhauskette das Gesicht eines Verbrechers kommerziell ausschlachten wollen? »Wir haben die T-Shirts mit dem Motiv Che Guevara nicht aus politischen Gründen in den Handel gebracht, und wir haben sie daher auch nicht aus politischen Gründen wieder aus dem Handel genommen«, teilte C&A Spiegel Online mit. Ein Hoch auf die entwaffnende Ehrlichkeit!   oko