McMagyar

Die Ungarn haben für Tiere ein Herz. Und einen Magen. Nicht nur das in seinem Bestand gefährdete Mangalica-Wollschwein gilt als Delikatesse, auch das vom Aussterben bedrohte Graue Ungarische Steppenrind ist sehr beliebt auf den hiesigen Tellern – und in Pappschachteln. McDonald’s bietet in Ungarn derzeit einen »Paprika-Steppenrind-Burger« an. Dass darauf auch Salami liegt, versteht sich von selbst. Hauptsache, alles ist original magyarisch. Die »Ungarischen Wochen« bietet McDonald’s übrigens bezeichnenderweise nur in Ungarn selbst an. Es ist eigentlich erstaunlich, dass bislang noch kein Ungar behauptet hat, der Burger sei eine magyarische Errungenschaft. Aber das kann ja noch kommen. Eine Sehenswürdigkeit ist die McDonald’s-Filiale im Budapester Westbahnhof allemal. Sie wurde in das Industriedesign Gustave Eiffels, der den Bau des Bahnhofs leitete, eingepasst, und fehlt in kaum einem Reiseführer. Und schmecken tut der Steppenrindburger wirklich ausgezeichnet.   ib
Drink it yourself
Heimbrennerei. Nur nichts verkommen lassen. In Ungarn wird alles, was von Bäumen, Büschen und Sträuchern herunterfällt, zu Nahrungsmitteln verarbeitet – wenn man denn Schnaps zu den Nahrungsmitteln zählen möchte. Die Ungarn tun es offensichtlich, ihre hochprozentigen Obstbrände, Pálinka genannt, gehören hier zum Leben dazu wie andernorts der Kirschkuchen. Wie sonst ließe es sich erklären, dass einschlägige Geschäfte in den Abteilungen für Haushaltswaren neben den üblichen Utensilien wie Kuchenformen und Kochtöpfen auch handliche Destillen für den Hausgebrauch anbieten? Die Auswahl ist immens. Von der handlichen Minidestille für den Gelegenheitsbrenner zum Preis von umgerechnet 35 Euro bis hin zur stattlichen 50-Liter-Destille für den Gewohnheitstrinker zum Preis von umgerechnet 500 Euro reicht das Sortiment. Und dass ein Hersteller seine Destillen unter dem Markennamen »Perfect Home« verkauft, ist sehr charmant. Na dann: Egészségére!   MST
Döööd! Döööd!
Im Verkehr. Städte eignen sich gut zum Autofahren und Einkaufen. Die einen mehr, die anderen weniger. Budapest eher mehr. Dass sich ein Bewusstseinswandel eingeschlichen hat, Fahrradfahrer als Verkehrsteilnehmer mittlerweile immerhin geduldet werden, ist nicht zuletzt eine Errungenschaft der Critical-Mass-Bewegung. Fahrraddemonstrationen gegen die Vorherrschaft des motorisierten Individualverkehrs finden in Budapest seit 2004 statt, 2008 wurde mit ungefähr 80 000 Teilnehmern ein Weltrekord aufgestellt, der 2013 gebrochen wurde. Von Budapest, versteht sich. Rund 100 000 Radfahrer sollen gemeinsam durch die Stadt gestrampelt sein, um sich am Ende ihrer Tour zu versammeln und die Fahrräder zum Himmel zu heben. Die Organisatoren der Critical Mass befanden, genug erreicht zu haben, Fahrraddemonstrationen seien in Budapest mittlerweile obsolet geworden. Welch ein Irrtum! Man teilt sich die Straßen nicht friedlich. Für Budapester Autofahrer ist der Biker noch immer ein Gegner.   OKO
Rechtsabbieger
Völkische Kutschengilde. Das »Nationale Taxi« ist auch als »Jobbtaxi« bekannt. Der Betreiber des Budapester Unternehmens steht Jobbik nahe und wirbt stilecht: »National Gesinnte rufen uns an.« Das Logo besteht aus einer großungarischen Silhouette mit Trikolore und Krone, auf der Facebook-Seite gibt’s Runen, Turul und Roma-Hetze inklusive. Auf eine Taxi-Rundfahrt wurde verzichtet. Der anzunehmende Sprach- und DNA-Test wäre ohnehin nicht bestanden worden.   HMA