»Weder schlechte Laune noch High Heels«

Bars in Budapest kreieren einen neuen Trend: Die coolsten Locations finden sich neuerdings in Innenhöfen alter, leerstehender Wohnhäuser – am liebsten unter freiem Himmel. Das Köleves beispielsweise ist eine Mischung aus szenigem Biergarten, schickem Restaurant und Hippie-Hostel zwischen alten Gemäuern. Man fühlt sich hier wohl und das aus vielerlei Gründen. Einer ist ganz sicher die pittoreske Gestaltung des großzügigen Gartens. Hängematten, Lichterketten und viele kleine bunte Tischchen ergeben einen dörflich-kitschigen Kontrast zur Altstadt. Die Jungle World sprach mit Tibor Kalmár, einem der Betreiber des Köleves.

Wer ins Köleves geht sollte unbedingt …
... gute Laune mitbringen, ein lockerer und aufgeschlossener Mensch sein, der Spaß haben will!
Und was sollte man tunlichst vermeiden?
Man sollte weder schlechte Laune mitbringen noch High Heels tragen, weil der Boden so uneben ist. Außerdem sollte man auf keinen Fall zu besoffen bei uns ankommen oder offenkundig politisch fragwürdig gesinnt sein. Und empört nach dem Chef fragen, wenn einem etwas nicht passt, kommt bei uns auch nicht so gut an.
Wo gehen Sie gerne aus, wenn Sie nicht im Köleves sind?
Früher war ich in Budapest viel häufiger unterwegs. Mit der Zeit hat sich mein Bewegungsradius mehr und mehr auf das Jüdische Viertel beschränkt, weil ich hier wohne, so wie viele meiner Freunde auch. Ich habe hier alles, was ich brauche. Ich wohne seit vier Jahren hier und man merkt den Umschwung in dieser Gegend. Das Jüdische Viertel ist gerade total hip.
Kann man von einer Gentrifizierung sprechen?
Der Umschwung birgt natürlich Gefahren und nicht jede Veränderung ist gut. Trotzdem empfinde ich den Wandel bisher nicht als unangenehm. Ganz im Gegenteil, die Mischung wird bunter und das finde ich schön.
Was empfehlen Sie Ihren Gästen an der Bar?
Echten ungarischen Pálinka, ganz klar! Ein unverzichtbarer Bestandteil der ungarischen Trinkkultur. Und ungarischen Wein natürlich auch.
Was ist so besonders am ungarischem Wein?
Es gibt mittlerweile eine neue Generation von Winzern, die auf eine sorgfältige und traditionelle Herstellung Wert legen. Und das trockene, warme Klima hier und der fruchtbare Boden in Ungarn sind geradezu ideal für den Weinanbau.