Platte Buch

Lärmendes Kleinod

Von

Killerlady ist das Soloprojekt von Martin Kircher, bekannt durch seine Band EA80. Während sich die Live-Auftritte, die im Mittelpunkt des Projekts stehen, eher im Bereich wüster, lärmgetränkter Kunst-Performances bewegen, zeigen sich seine Veröffentlichungen meist von zugänglicherer Seite. Ähnlich wie EA80 entzieht sich Killerlady klanglich und textlich der Eindeutigkeit und pendelt zwischen einer verschrobenen Idee von Lo-Fi-Pop, gewähltem Dilettantismus und Noise. Begraben unter zahlreichen Schichten von Krach, Schmutz und Feedback ziehen sich immer wieder Schlieren melancholisch eiernder Heimorgeln und Synthesizer über den dichten Distortion-Teppich. In großen Momenten entwickelt sich so eine morbide Strahlkraft und hohe Sogwirkung. So opak und verschwommen die Musik ist, so wenig bieten auch Kirchers Texte direkte Bezüge – sie deuten mit ihren Fragmenten und Metaphern lediglich an. Wenn er in »Dresscode for a Funeral« lakonisch »My kind of a party, yeah!« croont, erhascht man eine Ahnung des Schmerzes, Ekels und der distanzierenden Ironie, die einen eben diese aushalten lässt. Es ist daher nicht überraschend, dass Kircher abschließend beinahe resignativ hinter einer Wand aus Feedback resümiert: »I can’t understand the world around me.« Das klingt anstrengender, als es ist, denn hinter dem Lärm verbirgt sich ein persönliches, streckenweise eingängiges Kleinod, wie man es heute leider viel zu selten findet.

Killerlady: s/t
(Beau Travail/X-Mist)