»Die öffentliche Wahrnehmung konterkarieren«

Das Forum für kritische Rechtsextremismusforschung (FKR) in Leipzig hat sich einiges vorgenommen: In der Ausstellung »Versagen mit System«, die zurzeit konzipiert wird, soll nächstes Jahr die Geschichte der Skandale des Verfassungsschutzes gezeigt werden. Gregor Wiedemann vom FKR hat mit der Jungle World gesprochen.

Der Verfassungsschutz hat eine lange Skandalgeschichte. Kann man sie in einer Ausstellung überhaupt vollständig darstellen?
Um unsere Botschaft zu vermitteln, würden wir gern eine große Bandbreite an Skandalen präsentieren. Natürlich wiegen manche Ereignisse schwerer als andere. Aber es geht uns darum – wie schon der Titel »Versagen mit System« deutlich macht –, darauf hinzuweisen, dass der Verfassungsschutz nicht als Frühwarnsystem der Demokratie taugt.
Geht es tatsächlich noch um Versagen oder schon um Vorsatz?
Mit dem Titel wollen wir die öffentliche Wahrnehmung der Skandale als Einzelfälle konterkarieren. Ein Geheimdienst mit seinen intransparenten Regeln und Methoden ist nicht in der Lage, als Entscheidungsinstanz dafür zu dienen, was als demokratisch gilt.
Wie soll die Geheimdienstarbeit dargestellt werden?
Wir wollen anhand der recherchierten Skandale anschaulich machen, dasss sich über die Jahrzehnte das gleiche Muster wiederholt: Neonazistische Gefahren werden systematisch verharmlost und vermeintliche linke Gefahren aufgebauscht. Mit der zugrundeliegenden Ideologie vom Extremismus ist die Behörde zudem unfähig, insti­tutionellen und alltäglichen Rassismus zu erkennen.
Die Ausstellung soll ein Gegengewicht zur zunehmenden PR des Verfassungsschutzes sein. Wie sieht diese aus?
Die Entwicklung wurde im Zuge des NSU-Skandals forciert: Der Verfassungsschutz engagiert sich immer stärker in der politischen Bildungsarbeit, er veranstaltet Workshops, Ausstellungen und Schulprojekttage. Dort wird die Sicht auf die Politik, in der es eine gute Mitte und bedrohliche extremistische Ränder gibt, immer wieder vermittelt.
Die PR-Abteilung des Verfassungsschutzes dürfte sich nicht an den Kosten der Ausstellung beteiligen. Wie wird diese finanziert?
Hauptsächlich über Crowdfunding unter der Internet-Adresse http://startnext.de/vs-ausstellung. Wir wollen dort 5 000 Euro sammeln. Es ist eine gute Grundlage, wenn Bürgerinnen und Bürger – also die Zivilgesellschaft – eine kritische Ausstellung unterstützen.