Radical Chic

M.I.A. WWOOWW, YEEAAHH! Ein Freudentaumel, die Menge ist kaum zu bremsen, begeistert schreit sie einer riesigen Leinwand entgegen. Julian Assange spricht zu den Massen, für zehn Minuten wird er live hinzugeschaltet, um das Konzert der Musikerin M.I.A. in New York zu eröffnen. Dass ihr viertes Album, »Matangi«, erscheint, dürften so noch ein paar mehr Leute erfahren. Aber darum geht es ihr natürlich nicht. Denn M.I.A. ist der »Anti-Popstar«, die »Anti-Lady-Gaga«, die dem bedeutungsoffenen Zeichenzirkus der Popwelt gern deutliche Aussagen entgegenstellt. So schien es damals, als sie in »Galang« sang: »Like PLO I don’t surrender« – man nahm es ihr übel. Im Interview mit Pitchfork sagte sie kürzlich: »My statements aren’t incomplete, they’re just in progress«. Was von Weitsicht zeugt. Mit Assange war sie nach der Veröffentlichung ihres Mixtapes »Vicki Leekx« zusammengekommen und produzierte die Musik für Assanges Fernseh-Show »The World Tomorrow«. Und »Matangi«? Ein gutes Album ist es geworden.   OKO
Hier ist Johnny
The Shining 2. Jetzt ist es offiziell: Stanley Kubricks Verfilmung von »The Shining« enthält die gruseligste Szene aller Zeiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die von Play.com durchgeführt wurde. Das Erhebungsinstrument: Pulsmesser. Die Szene: Jack Nicholson, der irre Autor, der sich als Hausverwalter eines eingeschneiten Hotels verdingt, blickt mordlüstern durch den Türspalt, den er zuvor mit einer Axt geschlagen hat, und sagt: »Here’s Johnny.« Ein schrecklicher Alptraum, der die Pulsfrequenz der Probanden um 28,2 Prozent in die Höhe schnellen ließ. Freddy Krügers Eintritt in die Wirklichkeit in »Nightmare – Mörderische Träume« machte den zweiten Platz. Wer sich immer schon gefragt hat, wie es mit den Überlebenden aus »The Shining« weitergeht, Stephen King klärt auf. 36 Jahre und gefühlte 100 Bücher später erzählt er in »Doctor Sleep« von ihrem Schicksal. Wo sich das Hotel einst befand, das Kubrick im Gegensatz zu King stehen ließ, ist heute ein Campingplatz. Verdammt, das klingt echt gruselig!   OKO
Schatz gehoben
Kunstkrimi. Verdunkelt seien die Zimmer gewesen, Lebensmittel vergammelt, Konservendosen Jahrzehnte alt – und mittendrin eine »unvorstellbare Menge an Drucken, Radierungen, Stichen und Gemälden«. Beim Focus weiß man, wie Geschichten erzählt werden, schon bald kursierte der Begriff »Kunstkrimi«. Bietet der Fund der »rund 1 500 Gemälde von Malern wie Picasso, Matisse, Chagall, Nolde und Klee« in der Münchner Wohnung des 80jährigen Rentners und »Einzelgängers« Cornelius Gurlitt spannungsgeladenen Unterhaltungswert? Kann man sich die Rechte an dem Stoff sichern lassen? Apropos Eigentum, darum geht es hier. Denn Gurlitts Wohnung war mit Gemälden vollgestellt, weil sein Vater von den Nazis damit beauftragt worden war, beschlagnahmte Werke aus der Ausstellung »Entartete Kunst« zu verkaufen. Die unsägliche Pointe: Gurlitt ist wegen Steuerhinterziehung angeklagt und würde, so die Herkunft der Bilder sich nicht eindeutig klären lassen sollte, die gestohlenen Kunstwerke zurückerhalten.   OKO
Die Luft ist raus
Rubber Duck. Seit 2007 sind die Riesenquietscheentchen des niederländischen Künstlers Florentijn Hofman auf Tournee, um »Freude auf der ganzen Welt zu verbreiten«. 13 Städte in neun Ländern. Die Enten machten unter anderem Halt in Amsterdam, Osaka, Sydney und São Paulo – in Belgien versuchten Rowdys, die Skulptur zu schänden (42 Einstiche), in Hong Kong konnte die Ente, nachdem sie geschrumpft war, wieder aufgeblasen werden. Nun wurde ein Unwetter in Taiwan der Ente zum Verhängnis, heftige Windstöße brachten ihren Hintern zum Platzen. Der Versuch, das Kunstwerk aufzupusten, um die Originalhöhe von 18 Metern zu erreichen, scheiterte. Traurig.   OKO