Zombies in Schwarzweiß

Wer Untote erledigen will, nimmt besser das ganz große Kaliber. Was im Horrorfilm wahr ist, kann in politischen Auseinandersetzungen nicht falsch sein. »Critical Whiteness als postmoderner Nazi-Zombie« hat Philip Witzmann seinen Text in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Bahamas genannt. Entsprechend ging er ans Werk, als er vergangene Woche in der Berliner Humboldt-Universität seine Thesen über die Sprachkämpfer gegen die weiße Herrschaft präsentierte. »Alle Dummheiten, Dreistigkeiten und Lügen der antisexistischen, antiimperialistischen sowie antirassistischen Linken« feiern in der Critical-Whiteness-Ideologie »fröhlich Urstände«, sagte er. Es han­dele sich um eine »deutsche Ideologie reinsten Wassers«, deren Stichwortgeber »Hitler und Mussolini« seien. Das die Critical Whiteness verfechtende feministische Blog »Mädchenmannschaft« nannte Witzmann eine »virtuelle Jauchegrube«. Bei der von »kritischen Weißen« vertretenen Vorstellung, ausschließlich Schwarze seien qua eigener Betroffenheit imstande, über Rassismus zu sprechen, handele es sich um einen »grotesken Anschlag auf die unteilbare menschliche Vernunft« und üblen Biologismus. Ob den »kritischen Weißen« und den »People of Color« nicht ihrerseits Rassismus vorzuwerfen sei, fragte eine Zuhörerin. Nein, denn: »Denen fehlt die Rassenlehre.« Doch Verwirrungen gebe es reichlich: In einem »zunehmend abgeschlossenes Wahngebäude« siege »sprachpolitische Gesinnung über Sachkenntnis«, sagte Witzmann, die Critical Whiteness kenne »nur Täter und Opfer, Weiß und Schwarz«. Vor einem Jahr hatten sich »kritische Weiße« um die mittlerweile aufgelöste Gruppe »Reclaim Society« angeschickt, bei Strafe des Rassismusvorwurfs szeneweit Sprach- und Verhaltensregeln zu diktieren. Vergangene Woche geisterten sie nicht einmal mehr als politische Zombies herum. Trotz entsprechender Aufrufe auf diversen Mailinglisten erschien niemand zur Verteidigung der Critical Whiteness.