»Graue Wölfe in der Stadt«

Die »Föderation der Demokratischen Türkischen Idealistenvereine in Deutschland e.V.« möchte am Samstag in Oberhausen ihre Hauptversammlung abhalten. In Essen wurde der faschistischen Vereinigung, deren Mitglieder auch als Graue Wölfe bekannt sind und die der rechtsextremen türkischen Partei MHP nahesteht, eine Halle verweigert. Ein Mitglied der »Gruppe gegen den Graue-Wölfe-Kongress« hat mit der Jungle World gesprochen.

In Essen konnten die Grauen Wölfe wegen öffentlicher Kritik keine Halle anmieten. Gibt es in Oberhausen auch Kritik?
Bis auf leise Stimmen aus der Linkspartei gibt es bisher noch keine wirkliche Kritik aus linken Kreisen oder bürgerlichen Parteien.
Woran liegt das?
Die türkische MHP, die Grauen Wölfe und ihre Anhänger werden aus einem falsch verstandenen Multikulturalismus heraus gern verharmlost. Zum anderen interessiert das Ganze auch niemanden. Dass viele Graue Wölfe in der Stadt sein werden, scheint nicht auf der Tagesordnung zu stehen. Die Stadt ist arm, offenbar hat man anderes zu tun, als sich um die Veranstaltung zu kümmern.
Welchen Zweck hat eine solche Hauptversammlung?
In erster Linie geht es um Selbstbeweihräucherung, wie es bei den meisten Großveranstaltungen der Fall ist. Welcher politische Zweck mit dieser Versammlung verfolgt wird, kann ich nicht genau sagen. Es könnte darum gehen, im Ruhrgebiet und in der als die eigene verstandenen Community Präsenz zu zeigen.
Mit wie vielen Teilnehmern ist zu rechnen?
Mit mehreren Tausend. Vor zwei Jahren hat in Essen eine solche Hauptversammlung in der Größenordnung stattgefunden. Das ist die ungefähre Zahl an Anhängern, die die MHP und die ihr angeschlossenen Kulturvereine zurzeit in ganz Deutschland mobilisieren können.
Essen, Oberhausen – die Grauen Wölfe scheinen eine Vorliebe für das Ruhrgebiet zu haben.
Ja, denn zum einen sind sie hier recht stark vertreten. Zum anderen dürften sie wissen, dass sie mit relativ wenig Gegenwehr rechnen müssen. Die Linke hat sich in den vergangenen Jahren zurückgehalten. Nur krude antiimperialistische Gruppen aus der Kurdistan-Solidaritätsszene haben sich an Protesten beteiligt.
Wird die Veranstaltung öffentlich beworben?
Auf einschlägigen Seiten im Internet findet man selbstverständlich Hinweise. Im öffentlichen Raum habe ich noch nichts gesehen. Bei früheren Veranstaltungen hingen aber Plakate in Geschäften.