Festnahmen von Antifaschisten in Spanien

Das Foro sieht rot

In Spanien wurden 19 Antifaschisten in einer spektakulären Polizeiaktion festgenommen.

Das Hashtag #cazadebrujas machte am 28. November unter spanischen Twitter-Usern die Runde, in der radikalen linken Zeitung Diagonal läuft die Berichterstattung über eine Razzia der Aufstandsbekämpfungseinheit der Nationalpolizei unter diesem Stichwort: Hexenjagd. 19 Linke wurden an diesem Tag in Madrid in besetzten Häusern, der elterlichen Wohnung oder auf der Arbeit verhaftet. Die Vertreterin der Regierung in der Region, Cristina Cifuentes, twitterte noch während der Razzia, dass die Polizei »Personen der extremen Linken, Teilnehmer des Angriffs auf die Rechtsfakultät am 20. November, festgenommen« habe. Eine Demonstration vor der Polizeistation in Moratalaz, wo die Verhafteten verhört wurden, wurde von der Aufstandsbekämpfungsbrigade der Nationalpolizei rabiat aufgelöst, berichtete Gloria García Molina, die Mutter eines Verhafteten: »Was bleibt den Jugendlichen? Die Arbeitslosigkeit, Emigrieren, Betteln, Studieren für nichts. Und wenn sie protestieren, werden sie verhaftet, geschlagen, beleidigt, bestraft.« Bei der Auflösung der Kundgebung kam es zu elf weiteren Festnahmen, tags darauf wurden alle Inhaftierten unter Auflagen freigelassen.

Die bei der Razzia Festgenommenen sind bekannte Mitglieder antifaschistischer und radikaler linker Gruppen, unter anderem der Anarchistischen Jugend, Anarchosyndikalisten der Gewerkschaft CNT sowie »Bukaneros«, Anhänger einer Fußballfangruppe des spanischen Erstligisten Rayo Vallecano. Cifuentes ließ sich über einige »Elemente« bei den Bukaneros aus: »Es gibt eine kleine Gruppe, die enge Verbindungen zu radikalen Gruppen der Ultralinken hat, die mit dem abertzalen Umfeld und der kastilischen Linken zu tun haben.« Abertzales Umfeld – damit meint sie der ETA nahestehende Baskinnen und Basken. Die Ultralinken, so Cifuentes, gingen ständig gewalttätig auf die Polizei und Andersdenkende los. So soll es der Polizei, Cifuentes und dem Foro Universitario Francisco de Vitoria zufolge auch am 20. November gewesen sein. Am Todestag von Francisco Franco werden Kundgebungen zum ehrenden Gedenken an den Diktator abgehalten. So auch in diesem Jahr. Aber die Föderation Anarchistischer Jugendlicher rief zu einer Demons­tration »gegen die Faschismen und das Kapital« auf. Spaniens autoritäres System beinhalte Elemente faschistischer Herrschaft, jede autoritäre Herrrschaft, jeder Staat müsse bekämpft und dem verstärkten Auftreten von Neofaschisten entgegengetreten werden, so der Aufruf.

Die Demonstration endete auf dem Campus der Universität Complutense in Madrid. Eine Gruppe von etwa 40 Menschen ging maskiert in die Rechtsfakultät zum Büro des Foro Universitario Francisco de Vitoria, dort wurden ein paar Tische umgeworfen, ein Monitor landete auf dem Boden. Fünf Mitglieder des Foro sagten hinterher, sie seien angegriffen und verletzt worden.
In den großen Medien des Landes wurde dies als Angriff auf die Meinungsfreiheit und die universitäre Lehre dargestellt. Ignoriert wurde dabei, warum das Büro des Foro attackiert worden war. An der Rechtsfakultät gibt es nur eine nicht rechte Studierendengruppe, die UEP-ei, eine Vereinigung linker Studierender. Sie hatte 2010 vorgeschlagen, die katholische Kapelle an der Fakultät zu schließen. Das Foro reagierte mit einem Transparent, das im Foyer aufgehängt wurde: »Jetzt zeigt sich wieder, dass die Roten Spinner sind (weg mit ihnen!!) So sehr sie sich auch aufregen, heute, wie 1939, werden wir gewinnen und die Kapelle wird bleiben!!« In den folgenden Monaten wurden die Mitglieder der UEP-ei bedroht, einzelne tätlich angegriffen.
Bereits im Mai veranstaltete das Foro eine große Konferenz, auf der bekannte Geschichtsrevisionisten wie Ángel David Martín Rubio und Pío Moa die Verbrechen des Franco-Regimes leugneten. Dass auch Vertreter der neofaschistischen Jugendorganisation Respuesta Estudiantil beim Foro auftraten, verwundert da nicht mehr. Bezeichnend aber ist, dass sich Franco-Anhänger als Opfer antifaschistischer Linker inszenieren können, während diese kriminalisiert werden.