Talmi

Permanent Make-up

In alten Legenden heißt es, dass man früher durch den Kauf einer Ware erlöst wurde von der sie begleitenden Reklame: Der Marktschreier hielt nach dem Geschäft den Mund und rieb sich stattdessen die Hände, nach der Zirkusvorstellung verschwand das Plakat und die gleißnerische Elektroschrott-Verpackung wanderte nach dem Öffnen in den Papierkorb. Heute, wo ganze Hobbykeller vollgestellt sind mit leeren Verpackungen, die man im Garantiefall mit dem Inhalt zurückgeben muss, hält die Ware nach dem Kauf nicht einfach die Klappe, sondern preist sich weiter an: Warum dieser Bigmac so lecker schmeckt? Weil er aus besten Zutaten gemacht ist! So oder ähnlich singt es von der Burgerschachtel, denn die Lüge erweist sich als so manifest, dass sie noch während des Verzehrs behauptet werden muss. Am ärgsten treibt es die Billighotelkette Ibis. Auf den Ruhehaken steht nicht »Do not disturb«, sondern »Bitte nicht stören, ich erlebe gerade eine Schlafrevolution«, auf dem Handtuchhalter »Hier pflanzen Sie mit Handtüchern Bäume«, auf dem Spiegel prangt ein Aufkleber mit dem suizidfördernden Slogan: »Morgenmuffel? Unser leckeres Frühstück heitert Sie garantiert auf!« Mit der Reservierung hat man keineswegs das Recht erworben, das Frühstück so lala und das Bett zu hart zu finden, nein, man ist auch in der Pflicht, sich über all dies zu freuen wie ein frisch lobotomisierter Frühstücksradiosprecher. Wie das nur alles werden soll, wenn uns Eyetracker, RFID-Chips und Videoschirme überall begleiten? Hallo Herr Fischer, schön, dass Sie Ihre neue Jacke so oft tragen! Wir haben sie aus bestem Polyester geschweißt und die indonesische Näherin hat dabei ein fröhliches Lied gesungen. Die schönsten Näherlieder gibt es jetzt übrigens als MP3-Album!