Die Apo der Babos

Leider ist weder Rudi Dutschke noch sonst ein 68er auf die Idee gekommen, Apo als geschützte Wortmarke registrieren zu lassen. Das hätte damals wohl als ungehörig gegolten. Aber nun haben wir den Salat. Erst waren es einige FDP-Politiker, die sich zur neuen Apo ernannten. Das ist so, wie wenn ein Teenager im Berghain abgewiesen wird und dann sagt: »Ist voll geil hier vorm Späti.« Und nun droht die Bild-Zeitung: »Wir sind Apo.« Die Redakteure wollen also »Polit-Gammler« werden, so bezeichneten ihre Vorgänger damals Protestierende der Apo. Na schön, ist ja ein freies Land hier. Doch muss man sie ermahnen, wie es die Springer-Presse damals tat: »Zwischen politischem Protest und sinnloser Pöbelei ist ein himmelweiter Unterschied.«
Man erinnert sich an eine alte Apo-Parole: »Das Brett vorm Kopf zur Waffe machen!« So betrachtet sind die Bild-Redakteure gut gerüstet für den Kampf. Redakteur Béla Anda droht gar: »Ich schieße scharf, wenn das Verteidigungsministerium ein Chaos-Haus bleibt!« Vor der Gründung einer Guerilla sollte er allerdings der Warnung Maos gedenken: »Eine Armee ohne Kultur ist eine unwissende Armee, und eine unwissende Armee kann vom Feind besiegt werden.« Mao sagte aber auch, dass man »den Bedürfnissen und Wünschen der Massen entsprechend handeln« muss. Er hatte vermutlich nicht »Die schärfsten Dessous-Models« im Sinn. Doch kann der Bild-Zeitung, der geliebten Führerin des gesunden Volksempfindens, eine enge Verbundenheit mit den Massen nicht abgesprochen werden, die, wie Mao wusste, erzogen werden müssen, denn »es kommt sehr oft vor, dass die Massen zwar objektiv bestimmter Reformen bedürfen, subjektiv aber sich dessen noch nicht bewusst sind«. Das denkt aber wohl auch Angela Merkel, und Maos Parole »Unser Land mit Fleiß und Genügsamkeit aufbauen« dürfte die Zustimmung sowohl der Kanzlerin wie der Bild-Zeitung finden. Wo also ist der Widerspruch? Da wäre zunächst einmal der Antagonismus von Proletariat und Bourgeoisie. Jan Schäfer will nicht zulassen, dass »Arbeitgeber drangsaliert werden«, er dürfte die kommenden Jahre behaglich aussitzen können. Ralf Schuler kämpft »dafür, dass klassische Familien nicht benachteiligt werden«, hätte also auch nicht viel zu tun, doch ahnt man, dass er »Benachteiligung« vernimmt, wenn »Gleichstellung« gesagt wird. Was aber ist der Hauptwiderspruch für die neue Apo? Es ist der zwischen Deutschem und Ausländer. Bild stellt der Regierung eine Große Anfrage zu: »Was sind die Folgen der unbegrenzten Zuwanderung von Bulgaren und Rumänen, die ab 1. 1. 2014 auf den deutschen Arbeitsmarkt kommen?« Allerdings hat sich auch die CSU des Themas angenommen. Die Bild-Redakteure sollten daher die Widersprüche in den Reihen der Feinde nutzen und sich für die erste Demo warmlaufen: »Ho-, Ho-, Horst Seehofer!«