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Guten Tag! Und herzlich willkommen im neuen Jahr. Wie das wird, erfahren Sie ganz genau auf Seite 18. Somit wäre dazu eigentlich schon alles gesagt. Kommen wir also zu den wenigen Themen, zu denen wir im Moment der Drucklegung dieser Zeitung noch keine präzise Prognose treffen können: Michael Schumacher. Das ist nur ein Thema? Na, dann ist es wohl so. Nicht nur ganz Deutschland ist erschüttert, auch uns in unserem kleinen extraterritorialen Dschungel bewegt diese Geschichte, ist doch das Schicksal des berühmten Autofahrers eng mit dem eines unserer Kollegen verknüpft: Keine 24 Stunden bevor Schumi in den französischen Alpen kurz unterhalb des Gipfels des 2 783 Meter hohen Saulire zwischen den Pisten Chamois (rot) und Biche (blau) gegen einen Felsen schlug, zog eben dort unser Kollege völlig arglos seine Anfänger-Kurven (auf der blauen Piste selbstverständlich). Fast also wäre er selbst von Schumi überfahren worden, ahnt er jetzt, und verkündet stolz: »I survived the Schumi-Piste.« Trotzdem hat natürlich auch er, so wie wir alle, dem Schumi fest die Daumen gedrückt. Denn der kann ja nun wirklich nichts dafür, dass er von den bekloppten Deutschen als Gottheit verehrt wird.
In unserem Schwerpunkt beschäftigen wir uns diesmal mit einem Jubiläum, das von anderen Medien sträflich vernachlässigt wird, dem 300. Geburtstag der Schreibmaschine. Die Geschichte der Jungle World selbst ist nur sehr rudimentär mit dieser Technologie verbunden. In unserem Vorgängerprojekt hingegen gab es noch ein »Schreibbüro«, in dem zwei ausgebildete Typistinnen alten Schlags saßen, die die oft papierenen Manuskripte der Autorinnen und Autoren in die Computer tippten und sie so erst zu Dateien werden ließen. Mit Schreibmaschine verfasste Texte, die uns erreichen, sind heutzutage hauptsächlich Leserbriefe seltsamer älterer Herren, die grundsätzlich den engsten Zeilenabstand wählen und die Papierbreite voll ausnutzen. Allerdings sind auch diese Schriftstücke selten geworden. Wir tippen natürlich immer noch, allerdings vor allem auf unseren Computertastaturen. Manche Kollegen tun das mit einer solchen Vehemenz und Lautstärke, dass sie die Zimmernachbarn regelrecht auf die Palme bringen. An der Lautstärke des Tippens, oder sagen wir: des Hackens, lässt sich meist ablesen, welche Bedeutung dem jeweiligen Text beigemessen wird. Für den allergrößten energietechnischen Notfall besitzen wir hier in der Redaktion übrigens noch eine Schreibmaschine, eine wunderschöne alte schwarze »Erika« aus Dresden. Sie steht unter einer dicken Staubschicht halb vergessen im Produktionsbüro im untersten Regalfach. Und vermutlich bleibt sie dort auch.