Ein ungeklärter Mord

»Wer ist der Mörder? War das Tatmotiv Rassismus? Was steht auf rechten Internetseiten?« Diese Fragen stellt sich die »Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B.« seit 21 Monaten. Am Sonntagnachmittag hatte sie die siebte Mahnwache organisiert. Zu der Versammlung am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg kamen 30 Teilnehmer, darunter Verwandte und Freunde von Burak B. Er war am 5. April 2012 in Neukölln auf offener Straße erschossen worden. Zwei seiner Freunde wurden schwer verletzt, als ein unbekannter Mann wortlos auf die migrantischen Jugendlichen zuging und sofort das Feuer eröffnete. Für Unmut sorgt bei den Protestierenden, dass die Polizei seit 13 Monaten erklärt, keine heiße Spur zu haben und weiter in alle Richtungen zu ermitteln. Schließlich wurden mit dieser Sprachregelung jahrelang die Angehörigen und Freunde der NSU-Opfer von den Ermittlungsbehörden zu Verdächtigen gestempelt und alle Hinweise auf einen rassistischen und neonazistischen Hintergrund ausgeblendet. Die gibt es auch im Fall Burak B. Ein Mitglied der Initiative weist im Gespräch mit der Jungle World darauf hin, dass sich zum Zeitpunkt des Mordes an Burak B. der Tod von Gerhard Kaindl zum 20. Mal jährte. Der Schriftführer der Deutschen Liga für Volk und Heimat und Kandidat der Wählergemeinschaft »Die Nationalen« war 1992 bei einer aus dem Ruder gelaufenen Antifa-Aktion in Kreuzberg ums Leben gekommen. In Zeitschriften und auf Internetportalen der extremen Rechten zu Kaindls 20. Todestag waren Artikel erschienen, unter anderem auf der Internetseite der Neonazigruppe Neue Ordnung. Für die Initiative sind das genügend Anhaltspunkte, um zu ermitteln, ob es einen Zusammenhang gibt. Für eine größere Aktion im April zum zweiten Jahrestag des Todes von Burak B. laufen die Planungen bereits. Mit schönen Worten von Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU), wie im vorigen Jahr, wollen sich die Aktivisten nicht zufriedengeben.