Bier als Zaubertrank

Superpenner. Während hier über die »Lazy Beggars« (Jungle World 2/2014) berichtet wurde, werkelte man auch andernorts am Bild des Obdach­losen. Und so kam es, dass die jüngste Ausgabe der Berliner Obdachlosenzeitung Straßenfeger um ein beigefügtes Magazin reicher wurde. Es ist ein Comic, in dessen Mittelpunkt ein Obdachloser mit Superkräften steht: »Superpenner. Seine Muskeln sind fester als sein Wohnsitz« lautet der Titel des Beilegers. Superpenner streitet für das Gute, rettet Grundschüler und ältere Damen und kämpft gegen einen Mutanten, bestehend aus den Genen von Busfahrern, kotzenden Touristen und Prenzlauer-Berg-Ökos: die Berlin-Bestie. Seine Superkräfte erhält er durch den Verzehr von Bier. Erdacht wurde »Superpenner« von den gutgelaunten Besserverdienern bei Scholz & Friends, einer der renommiertesten Werbeagenturen des Landes. Der Straßenfeger erscheint vierzehntägig in einer Auflage von 21 000 Exemplaren und wird von Obdachlosen in Berlin und Brandenburg verkauft.   oko
Schwer zu ertragen
12 Years a Slave. Kann eine Jury aus rund 80 dahergelaufenen Schreiberlingen darüber entscheiden, wer die begehrteste Auszeichnung der Filmwelt erhält? Ist die Verleihung der Golden Globes nur eine Hype-Veranstaltung, um die Chancen auf einen Oscar zu verbessern? Egal. Überraschungen hat es jedenfalls keine gegeben. Alfonso Cuaron wurde für »Gravity« als bester Regisseur ausgezeichnet, den Preis als beste Schauspieler erhielten Cate Blanchett für »Blue Jasmine« und Matthew McConaughey für »Dallas Buyers Club«. »12 Years a Slave« von Steve McQueen gewann den Hauptpreis als bestes Drama. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte: Im Jahre 1841 wird ein New Yorker gekidnappt und versklavt. Aufgrund seiner Brutalität ist der Film streckenweise kaum zu ertragen, weshalb er schon als »Folter-Porno« bezeichnet wurde. McQueen ist alles Gute zu wünschen, er arbeitet gerade an einem Fernsehdrama über das Leben schwarzer Briten zwischen den Sechzigern und heute.   oko
Gruselfilmer
Alfred Hitchcock. Man kennt seine Schocker, seinen Grusel, seine Spannung. Zumindest »Die Vögel«, »Vertigo – Aus dem Reich der Toten« und »Psycho« sind berühmt. Dass Alfred Hitchcock sich offenbar auch mit Dokumentarfilm beschäftigte, ist weniger bekannt. Dem britischen Independent zufolge wird schon bald eine Dokumentation Hitchcocks der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, die ursprünglich den Titel »Memory of the Camps« tragen sollte. Hitchcock war 1945 darum gebeten worden, Filmaufnahmen auszuwerten, die britische und sowjetische Armee-Kamerateams in deutschen Konzentrationslagern gedreht hatten. Die Dokumentation wurde nach ihrer Fertigstellung niemals ausgestrahlt, die Filmrollen wurden ins ­Imperial War Museum in London verbracht. Nun, Jahrzehnte nach Fertigstellung des Films, wurde er vollständig digital überarbeitet. Im kommenden Jahr soll die Dokumentation auf Filmfestivals, in Kinos und im britischen Fernsehen gezeigt werden.    oko
Ausgeschrieben
Günter Grass. Gerade noch von Cicero auf Platz 1 der 500 wichtigsten Intellektuellen gewählt, gibt Günter Grass bekannt, dass er keinen Roman mehr schreiben könne. Der Passauer Neuen Presse sagte er: »Ich bin jetzt 86. Ich glaube nicht, dass ich einen Roman noch schaffen würde.« Sein Gesundheitszustand ­lasse es nicht zu, über einen Zeitraum von fünf, sechs Jahren zu planen. Nach häufigen Krankenhausaufenthalten habe er wieder mit dem Zeichnen und Aquarellieren begonnen. Mit »letzter Farbe« vermutlich.   oko