Die Lanz-Kritik radikalisieren!

Die Kritik zuspitzen!

Die Kritiker von Markus Lanz als Internet-Mob zu denunzieren, ist Teil einer Antikampagne, die längst in den Mainstream-Medien angekommen ist.

Jaja, schon gut. Ihr habt quasi die Gelassenheit erfunden, schaut eh kein Fernsehen, lest wohlausgewogene Zeit-Leitartikel, seid überhaupt stets rundheraus entspannt und freundlich zu allen Menschen, zu Tieren, Pflanzen und Gestein. Markus Lanz ist euch egal, und alle, die sich jetzt aufregen, sollten eures Erachtens zur Fernbedienung greifen oder an sich rumspielen, in jedem Fall die Klappe halten, immerhin versammelten sich ja in seiner Sendung erwachsene Menschen, die für ihr Handeln selbst verantwortlich seien, und überhaupt habe auch ein Markus Lanz ein Recht auf seine Meinung. Das, liebe Lanzleute, ist nun die wohl wirklich blödeste Spielart des Liberalismus, die sich denken lässt. Wenn euch die Sendung so wurscht ist, warum seid ihr dann nicht einfach alle still? Aha, die Diskussion, das ganze Bohei stört euch, soso. Also genauso wie mich die Sendung? Es wäre natürlich schön und dem Planeten am zuträglichsten, wenn die gesamte Menschheit still in ihren Zimmern hockte und universelles Schweigen einkehrte, zuvörderst natürlich in Lanzens Zimmer, aber der Stand der Produktivkräfte lässt das leider noch nicht zu. Bis es soweit ist, müssen wir leider rumschreien, wenn uns etwas stört, und bloß, weil da Erwachsene zu sehen sind, muss man diesen heillosen Schmarrn doch nicht stur wegkonsumieren.

Eine Talkshow soll eine Debatte entfachen, die Debatte ist da. Sie wird mit ausgesprochen zivilen Mitteln ausgefochten, mit Zeitungs- und Blogbeiträgen, mit einer symbolischen Petition, die weder Rechtskraft hat noch sie behauptet. Es geht, alles in allem, vorbildlich demokratisch zu. Und hört mir auf mit dem »Internet-Mob«, der entfesselten »Netzcommunity«! Begriffe, traditionell verwendet von Journalisten, die selbst Tag und Nacht online sind und nur darauf warten, die nächste Falschmeldung von Twitter abschreiben zu können; die aber all den verstrahlten Rentnern da draußen, die noch die Zeitung und nur die Zeitung lesen, das Gefühl geben möchten, dass dieses Internet eine einzige Verschwörung von Anarchisten und Geisteskranken sei. Und es stimmt halt auch einfach nicht. Da ist kein Mob. Lanz wird nicht mit Eiern beworfen, keiner zündet sein Auto an, keiner plant ein Attentat. Es ist geradezu ulkig, dass der vor Hybris platzende Programmverantwortliche, dem sonst Quote, Masse und die große Zahl alles ist, im Interview harte Tränen weint, weil ihm ausnahmsweise einmal nicht nur windelweiche Feuilletonkritiken, sondern tatsächlich einmal besagte große Zahlen um die Ohren gehauen werden.

Und nein, es geht auch nicht um Stilfragen. Lanz hat eine Oppositionspolitikerin eingeladen, nur um sie lächerlich zu machen. Er tut dies im Auftrag des Staatsfunks, übt dabei gewissermaßen hoheitliche Funktionen aus: Im Namen der Großen Koalition demütigt er die Opposition, die ihn allein schon durch ihre Existenz provoziert. Man muss die Linkspartei nicht gut finden, und man muss nicht Putin, Myanmar, Nordkorea sagen, um das als zutiefst widerwärtig zu empfinden.
Albrecht Müller von den »Nachdenkseiten« sah mit der Sendung die These bestätigt, dass Kampagnenjournalismus »die vorherrschende und alles überlagernde Form der journalistischen Tätigkeit in Deutschland« sei, und die Leute sind auch deshalb empört: Weil sie wissen, dass dieser eine Fall von Kampagnenjournalismus stellvertretend steht für zahllose andere, in denen das nicht so offensichtlich, so dilettantisch ausgeführt war wie bei diesem hier. Und Lanz bleibt ja nicht ohne Schutz, die Antikampagne läuft bereits: In seinem Blog zählt Stefan Niggemeier die Journalisten auf, die Lanz als bedauernswertes, werweiß gar judenartiges Opfer des Volkszorns sehen und sich ganz allgemein nach Zeiten zurücksehnen, als die Leute einfach schweigend geguckt haben, was man ihnen vorsetzte.
Nein, im Gegenteil! Die Lanz-Kritik muss noch viel radikaler und totaler werden, als wir sie uns heute überhaupt vorstellen können! Wir müssen Lanz bekämpfen, zu Lande, zu Wasser und im Weltraum; es braucht Anti-Lanz-Milizen an jeder Straßenecke! Wir dürfen nicht rasten noch ruhen, bis dieser in Wahrheit tödliche Nervsack, dieser zähe Wirrkopf am Boden liegt; bis diese grotesk aufgeblähte, von zahllosen giftigen Warzen übersäte schwarze Medienspinne zertreten, dieser Todfeind und Widersacher des Lebens selbst vernichtet, abgetakelt und tüchtig verwemmst worden ist. Dann, und erst dann gebe ich Ruhe.