Berlin Beatet Bestes. Folge 233.

Beat Generation beatet nicht

Berlin Beatet Bestes. Folge 233. Junge amerikanische Lyrik. Lawrence Ferlinghetti: Dog. Allen Ginsberg: Sunflower Sutra. Gregory Corso: Bomb (1961).

Vor den E-Books und Hörbüchern gab es natürlich Hörspiele und Lesungen auch auf Schallplatte. Die vorliegende Single habe ich vor Jahren mal für 50 Cent in einem Trödelladen gefunden. Wie auf dem Label ersichtlich, lag sie dem Buch »Junge amerikanische Lyrik«, herausgegeben von Gregory Corso und Walter Höllerer, erschienen im Hanser-Verlag, bei. Allen Ginsberg, Lawrence Ferlinghetti und Gregory Corso waren mir als Beat-Poeten ein Begriff und auch die Gedichte kamen mir irgendwie bekannt vor. Schnell verschwand die Platte damals in der Sammlung, erst jetzt habe ich mal im Internet nach dem Buch gefahndet. »Junge amerikanische Lyrik« war die erste in Deutschland erschienene Beat-Anthologie. Im Durchschnitt wird das dünne, nur 200 Seiten starke Paperback allein, also ohne Single, für 70 Euro angeboten. Im Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher bieten Händler das Buch aber auch zusammen mit der sonst oft fehlenden Schallplatte an. Für 200 Euro!
Der Mitherausgeber Walter Höllerer (1922 – 2003) war eine wichtige Figur der deutschen Nachkriegsliteratur. Der umtriebige Schriftsteller initiierte diese Textsammlung, nachdem er während eines Studienaufenthalts in den USA in Kontakt mit der Beat-Szene gekommen war. Den übersetzten Texten wurden in dem Band jeweils Originaltexte gegenübergestellt. Offensichtlich war den sensiblen Übersetzern schon damals klar, dass die typische Beat-Textmischung aus Umgangssprache, Slang und allerlei lautmalerischem Blödsinn unmöglich ins Deutsche zu übertragen war. Was ist nun zu hören auf der Single? Lustig Politisches von Ferlinghetti: »The dog trots freely in the street/past puddles and babies/cats and cigars/poolrooms and policemen/He doesn’t hate cops/He merely has no use for them.«
Gregory Corso dichtete in »Bomb«: »Death’s finger is free-lance – Not up to man whether you boom or not.«
Aber ehrlich gesagt, so richtig fetzt der echte Stoff nicht. Die »Beat-Künstler« nahmen sich irgendwie viel zu ernst mit ihren verschwurbelten Texten. Im Rückblick macht die persiflierte Version der Beat Generation mehr Spaß, wie sie auf den zwei in den neunziger Jahren erschienen Bootleg-Compilations »Welcome to the Beat Generation« und »Beat Jazz: Pictures From the Gone World« zu finden ist. Auf Beat Jazz sind übrigens auch Corso, Ferlinghetti und Jack Kerouac mit Jazz-Begleitung zu hören. Am lustigsten bleibt aber Bob McFaddens satirischer Song »The Beat Generation«: »Some people say I’m lazy and my life’s a wreck./But that stuff doesn’t faze me, I get unemployment checks./ I once knew a man who worked from nine to five./Just to pay his monthly bills was why he stayed alive./I belong to the beat generation, yeah./I don’t let anything trouble my mind/So keep your country cottage, your house and lawn so green./I just want a one-room pad where I can make the scene.«

Mein Name ist Andreas Michalke. Ich zeichne den Comic »Bigbeatland« und sammle Platten aus allen Perioden der Pop- und Rockmusik. Auf meinem Blog Berlin Beatet Bestes (http://mischalke04.wordpress.com/) stelle ich Platten vor, die ich billig auf Flohmärkten gekauft habe.