Holzklasse ade

Debug. Harald Schmidt hört nach 19 Jahren Fernsehkarriere auf. Sky, der Bezahlsender, den sich niemand leisten kann und will, hält seine Show für verzichtbar. Die ersten Worte der letzten Sendung, noch in den Jubel gesprochen: »Der phantastische Applaus, der uns sagt: Wir haben zwar kein Abo gekauft, aber wir waren immer Fans.« Etwas Ähnliches hätte wohl auch Sascha Kösch, Mitbegründer und -herausgeber sowie Redakteur der Debug zu Recht von sich geben können. Denn die 181. Ausgabe wird die letzte sein. Nach 16 Jahren. »Wir sind glücklich, eine Stimme gewesen zu sein, die vielen etwas bedeutet hat«, schreibt Kösch. Mag diese Bedeutung auch nicht kontinuierlich gewachsen sein – die Zeiten ändern sich –, so war die Debug das einzige deutschsprachige Medium, das auf Artikel über Giorgio Agamben kenntnisreiche Auseinandersetzungen über Drumcomputer folgen ließ, als handele es sich dabei um eine Selbstverständlichkeit. Schade, dass der Laden dichtmachen muss. Die Zeitschrift wird fehlen.   oko
Anarchy in Germany
Buchmesse. Was in Leipzig Einschneidendes passierte? Der Kurt-Wolff-Preis wurde verliehen und Dietmar Dath hielt die Laudatio: »Wenn das so weitergeht, werden bald alle maßgeblichen Figuren des deutschsprachigen literarischen Freiheits- und Gerechtigkeitssinns, alle anarchistischen, sozialistischen, antifaschistischen, antikapitalistischen, antimonopolistischen Dichtungen irgendwann beim Verbrecher-Verlag landen.« Ja, die Verbrecher haben den mit 26 000 Euro dotierten Preis gewonnen. Die Stiftung begründete ihre Entscheidung unter anderem damit, dass der Verlag »seit fast 20 Jahren durch große Editionen wie die der Tagebücher von Erich Mühsam und Werkausgaben wie die von Gisela Elsner die Erinnerung an die sozialistischen und anarchistischen Traditionen in Deutschland wachhält«. Jörg Sundermeier, Betreiber und Mitbegründer des Verlags, dazu: »Ich danke der Bundesrepublik Deutschland, dass sie uns für Sozialismus und Anarchismus auszeichnet. Damit hatte ich nicht gerechnet.« Gratulation!   oko
Rock Action
Scott Asheton. James Osterberg hatte den Eindruck, es müsse etwas passieren. Gerade noch waren die Hippies in Scharen über die Bühne gehampelt, da gründete er selbst eine Band. Er nannte sie The Stooges, engagierte nach Ron Asheton auch seinen Bruder Scott, um Schlagzeug zu spielen. Ihr erstes Konzert gab die Band an Halloween 1967. Das Album »The Stooges«, produziert von John Cale, wurde 1969 veröffentlicht und gilt mittlerweile als Klassiker. Es folgten zwei weitere Alben sowie diverse Besetzungswechsel. Lediglich Osterberg und Scott Asheton verließen die Band nicht, bis sie schließlich 1974 auseinanderging. Während Osterberg als Iggy Pop Karriere machte, hielt sich Scott Asheton als Schlagzeuger unter anderem bei Sonic’s Rendezvous und Sonny Vincent über Wasser, drang aber immer wieder auf eine Wiedervereinigung der Band, die erst 2003 vollzogen wurde. Am 15. März ist Scott »Rock Action« Asheton im Alter von 64 Jahren gestorben. Sein Schlagzeugspiel inspirierte zahlreiche Indie- und Punk-Musiker.   oko
Gelernt ist gelernt
Elaiza. 15 Akkordeons besitzt die eine, die andere hat Kontrabass im schönen Detmold studiert. Und die dritte? Die kommt aus der Ukraine und ist zumindest »total ausgeflippt«, wie Bild weiß. Die Band Elaiza hat den Vorentscheid des Eurovision Song Contest gewonnen und wird Deutschland am 10. Mai in Kopenhagen vertreten. Ein müdes Gefiedel, schlimmer als Cascada! Die Gruppe aus Bonn belegte im vergangenen Jahr den 21. Platz. Da ist Luft nach unten.   oko