Werte Kunst

KSK. Das Thema ist trocken, geht aber leider viele Künstler, Musiker und Autoren an. Wer künstlerisch oder publizistisch arbeitet und keine sozialversicherungspflichtige Anstellung hat, kann/darf/muss sich über die Künstlersozialkasse (KSK) versichern, in die, neben den gemeldeten Künstlern, auch die nutznießenden Unternehmen und der Bund einzahlen. Über die Zukunft der Kasse wird ständig gestritten. Unter dem unangenehm flotten Titel »Kopf frei und kreativ« veröffentlichte nun Andrea Nahles ihre Pläne für die KSK, die eine stärkere Überprüfung der abgabepflichtigen Unternehmen vorsehen. Klingt gut, aber der Deutsche Kulturrat hält das für unzureichend und fordert die Koalition auf, die Bundeszuschüsse zur KSK anzuheben. Da immer mehr Künstler ohne Verwerter ihre Werke direkt an den Endverbraucher verkaufen würden, reiche eine stärkere Belastung der sogenannten Verwerter künstlerischer Leistungen allein nicht aus, um die KSK zu stabilisieren.   HER
Künstlerischer Wert
Mashups. Die Zeiten, in denen die bloße Erwähnung des Begriffs Mash­up schon zu großer Aufmerksamkeit und kulturtheoretisch fundierten Auseinandersetzungen führte, sind passé. Mashups wirbeln keinen Staub mehr auf, der geneigte Musikfan begegnet ihnen alle paar Klicks im Internet – neben Danger Mouse, Wugazi und einigen wenigen Highlights mehr dürfte über den künstlerischen Wert der unzähligen Songkombinationen lediglich noch in den hintersten Nischen getuschelt werden. Um Mashups weitere Relevanz zu nehmen, haben sich die patenten Macher der Website legitmix.com etwas einfallen lassen. Sie erklären, was Mashups sind und wie sie angefertigt werden und legen dem frisch gebackenen Künstler freundlicherweise nahe, entsprechend fehlendes Songmaterial legal zu erwerben. Den Rest, die Zusammenstellung, erledigt dann die Maschine. Widerfährt hier den Musikern Gerechtigkeit, weil für Samples gezahlt wird? Verflacht die Website Mashups zu spaßigen Partygags? Das Gros ist es eh seit Jahren.   OKO
Neueste Mode
Normcore. Dass Jutebeutel, Schnauzbärte und hochgerutschter Hosenbund keine bedauernswerten Modesünden einiger weniger in den Achtzigern hängengebliebener Leute sind, sondern Stilelemente des wichtigsten Trends der letzten Jahre, musste man irgendwann akzep­tieren. Es geht um das Hipstertum, das, so prophezeit es das Blog ­K-Hole, demnächst Konkurrenz durch den Normcore bekommt. Der Name ist natürlich Programm, extrem normal wollen die Anhänger von Normcore wirken. Als vorbildlich gelten Steve Jobs wegen des schwarzen Rollis, Jerry Seinfeld wegen des Poloshirts und Adam Sandler in Ballonseide. Besonders grausam wird es bei den Schuhen, hier gelten Assi­letten als Trend. Schluffige Jogginghosen mit Bündchen und dazu Lederschnürschuhe, eine Kombi, wie man sie sonst nur im Umkreis von Krankenhäusern an umherlaufenden Patienten sieht, sind der Hit. Erinnerte der Hipster schon an Onkel-Herbert-Mode, meint der Normcore-Mann es damit nun wirklich ernst.   HER
Es geht um Stolz
Freiwild. Im vergangenen Jahr wurden Freiwild nach Protesten von der Nominierungsliste des Echo gestrichen. Was die Veranstalter der Musikpreisverleihung nicht davon abhielt, einen »neutralen und unabhän­gigen« Ethikbeirat einzusetzen, um die umstrittene Band nicht nur in diesem Jahr, sondern bis in alle Ewigkeit nominieren zu können. Aber: Die Band will nicht. Dass sie 2013 wegen der angeblichen Nähe zur rechten Szene ausgeschlossen wurde, habe eine »Verletzung auf der emotionalen und seelischen Ebene« hinterlassen. Der Echo wird am 27. März in Berlin verliehen. Ohne Freiwild.   OKO