Das Salatmesser

Salad Days bezeichnen im Englischen die Zeit jugendlicher Energie und Unbedarftheit, eine Zeit, an der es rückblickend nichts zu bereuen, aber viel zu verklären gibt. Das Slackertum hatte eine solche Hochphase zu Beginn der neunziger Jahre, mit dem Roman »Generation X« von Douglas Coupland, mit dem Debüt von Regisseur Richard Linklater, dem Episodenfilm »Slacker«, der den Begriff überhaupt erst verbreitete, und mit dem schludrig-brillanten Indie­rock von Pavement und dessen erratischem Sänger Stephen Malkmus.
In diesen Fußstapfen bewegt sich der 23jährige Kanadier Mac DeMarco mit seiner Band. Gleich im ersten Song, dem Titelstück seines dritten Albums, reflektiert er in gespielter Abgeklärtheit seine Salad Days: »Always feeling tired, smiling when required/Write another year off and kindly resign./Salad days are gone, missing hippy Jon/Remembering things just to tell ’em so long.« Im Unterschied zu Malkmus oder einem anderen Geistesverwandten wie Jonathan Richman kann er ganz hervorragend singen, wenn er denn will, und spätestens bei Live-Auftritten bemerkt man, dass es sich bei DeMarco um eine schalkhafte Rampensau mit Crooner-Qualitäten handelt. Begleitet wird er dabei von unverzerrten, schillernden Jingle-Jangle-Gitarren, während Bass und Schlagzeug bisweilen lässig verschleppt, aber stets präzise das Songgerüst liefern. Und das tun sie stellenweise so betont tight, als verdingten sich DeMarcos Mitstreiter ansonsten als Studiomusiker für abgehangenen, generischen Funk.

Mac DeMarco: Salad Days (Captured Tracks/Cargo)