Töten! Töten!

Nein, es geht mir nicht gut derzeit. Spreche ich mit anderen, achte ich weniger auf ihre Argumente als ­darauf, ob ihre Kleidung verwundbare Stellen preisgibt. Betrete ich ­einen Raum, zähle ich sofort die Gegenstände, die ich effektiv als Waffe einsetzen könnte. Der Abzugsfinger juckt. In meinem Mund ist ständig ein metallischer Geschmack. Es scheint, dass die Werbung der Bundeswehr ihr Ziel erreicht hat: Ja, ich will herumballern, ich will völlig durchdrehen, lasst mich Deutschlands dickste Kampfdrohne sein! Der Spot, den TV und Youtube millionenfach ausschwemmen, ist auch wirklich zu überzeugend: Zwei arische Teens sitzen sich im Café gegenüber. Wo der Weichzeichner nicht hinkam, strahlt alles in unschuldigstem Weiß. Das Café befindet sich offenbar im Himmel, denn sämtliche Wünsche gehen in Erfüllung: Während die beiden lobotomisiert grinsenden Jungnullen über mögliche Karriereziele sprechen (»Was Kreatives! Was mit Technik!«), verwandelt sich der Hintergrund in korrespondierende Einsatzfelder der Bundeswehr – Großküchen, Baustellen, Operationssäle –, auf denen sich »karrieremäßig richtig durchstarten« lässt. So unverfroren optimistisch, so widerwärtig lebensfroh purzeln die beiden durch die Apparate der deutschen Tötungslogistik, von keinem Gedanken getrieben als dem an Rente und Tagesgeld, dass auch in mir der Wunsch zu morden immer stärker reift. Dieser Menschenschlag, der da zum Bund will, das sind doch genau diejenigen, deren brutaler Narzissmus sich früher wenigstens nur in BWL-Studium und FDP-Mitgliedschaft Bahn brach. Heute gibt man diesen Leuten eine Waffe, und später, wenn sie dann ach so traumatisiert in den Talkshows sitzen, Buchverträge und Verständnis! Ihrem Leben vorher ein Ende zu setzen, das wäre wahrhaft humanitär.