Krimsekt oder Champagner?

Man muss die Feste halt leider feiern, wie sie fallen, dürften sich viele in der SPD gedacht haben. Am Montag wurde Altkanzler Gerhard Schröder 70 Jahre alt, schon einen Tag zuvor veranstaltete seine Partei für ihn eine Feier in Berlin. Das wirkte so, als wolle man die Sache möglichst rasch hinter sich bringen. Kein Wunder, derzeit eine Party für einen »Putin-Freund und Gazprom-Lobbyisten« (FAZ) schmeißen zu müssen, ist ein undankbarer Job. Die Frankfurter Rundschau sprach denn auch von einem »überschatteten Geburtstag«. Internationale Gäste waren weder für die Veranstaltung in Berlin noch für den Festakt, der einen Tag später in Hannover stattfand, vorgesehen. Wladimir Putin reiste anders als zu Schröders 60. Geburtstag nicht mit einem ganzen Kosakenchor an. Bei der Welt fand man dennoch, dass die Gästeliste »ganz gut bestückt« war: »Alte Mitstreiter« wie Walter Riester, »alte Freunde« wie Bruno Bruni, »alte Niedersachsen« wie Peter Hartz und Mitglieder der »Hannover-Gang« wie Carsten Maschmeyer und Klaus Meine von den Scorpions standen für Schröder Spalier. Eine eher unverfängliche Lau­datio hielt der Oberbürgermeister von Hannover, Stefan Schostok (SPD), der den Altkanzler für sein klares Bekenntnis zur Currywurst, zum Fußballclub »Hannover 96« und zu Hannover würdigte. Schröder sagte in seiner Dankesrede: »Danke, Doris!« und lobte Peter Hartz für seine Rolle als »Vordenker der Agenda 2010«. Auf die Idee, Schröder für die »Jahrhundertreform Agenda 2010« zu bejubeln, kam zwar kein Festredner, aber die Welt. Obwohl oder weil Schröder wegen des »Putin-Wirbels« alle Interviewanfragen zum Geburtstag ablehnte, hat man Dank der Presse nun immerhin eine Vorstellung vom Leben eines »ungekrönten Reformers«. Er schmiert »Pausenbrote für seine Kinder« (SZ), »ist auf dem Teppich geblieben« (Welt) und »jettet um die Welt, um gegen Geld seine Agenda-Politik zu erklären« (SZ).