»Wir machen auch Notenttaufungen«

Der Karfreitag steht bevor. Wer diesem »stillen Feiertag« mit seinen Tanz- und Amüsementverboten entkommen will, kann sich zumindest in Köln in eine »religionsfreie Zone« retten, die der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) einrichten möchte. Rainer Ponitka vom IBKA gibt Auskunft.

Ein arbeitsfreier Feiertag ist eine schöne Sache. Was stört Sie am Karfreitag?
Es geht nicht um die Arbeitsfreiheit. 50 Prozent der Bundesbürger sagen von sich, sie führen ein selbstbestimmtes Leben ohne Religion und den persönlichen Glauben an einen Gott. Durch einen sogenannten stillen Feiertag werden sie daran gehindert, ihren arbeitsfreien Feiertag so zu begehen, wie sie gern möchten.
Sie werden den Karfreitag in einer »religionsfreie Zone« verbringen. Wie sieht diese Zone aus?
Wir machen das bereits im siebten Jahr. Wir haben ein Kino gemietet mit einem großen Foyer. Dort gibt es Informationsstände des IBKA und anderer. Wir werden erklären, was unser politisches Anliegen ist, nämlich deutlich zu machen, dass die konfessionslosen Bürger wahrgenommen werden müssen und über die gleichen individuellen Rechte verfügen wie ein gläubige Menschen. Zudem werden wir Enttaufungen abhalten, auch schon im siebten Jahr.
Was hat man sich unter einer »Enttaufung« vorzustellen?
Das ist eine amerikanische Tradition, das »de-baptizing«. Durch einen Kirchenaustritt verliert man in Deutschland lediglich den Status als Mitglied der steuerzahlenden Kirchengemeinde. Das Sakrament der Taufe wird man dadurch aber nicht los, durch das Beträufeln mit Wasser bleibt man stigmatisiert. Dem wollen wir mit der Enttaufung entgegenwirken. Wir lassen den Enttäufling einige Sätze sagen wie zum Beispiel: Ich glaube, dass die Erde eine Kugel und keine Scheibe ist. Dann entfernen wir mittels eines Schwamms oder eines Zewa-Tuchs das Stigma des Weihwassers. Wir machen auch Notenttaufungen, wenn jemand schnell zum Bus muss.
Der Initiative »Religionsfrei im Revier« wurde 2013 von der Stadt Bochum ein Bußgeld angedroht, weil sie an Karfreitag »Das Leben des Brian« gezeigt hatte. Wie verhält sich die Stadt Köln?
Die Stadt Köln verhält sich sehr ruhig. Bisher haben wir nie etwas gehört und waren nie von einer Strafe bedroht. Wir haben auch schon einmal »Das Leben des Brian« vorgeführt. Das Haus war voll, aber Vertreter der Kommune haben sich nicht blicken lassen.