Tödliche Seilschaften

Montserrat Triana Martínez González (35) war ein kaum bekanntes Mitglied der in Spanien mit absoluter Mehrheit regierenden konservativen Volkspartei (PP). Bis sie vergangene Woche gemeinsam mit ihrer Mutter, María Montserrat González Fernández (58), verhaftet wurde. Unmittelbar nachdem eine der beiden Frauen Isabel Carrasco erschossen hatte, die Parteivorsitzende des PP in der nordspanischen Region Kastilien-León. Vergangenes Jahr erlangte Carrasco landesweit Bekanntheit, weil sie sich für 13 Posten, die sie gleichzeitig innehatte, Gehälter auszahlen ließ. Ihre maßlose Machtausübung wurde ihr nun zum Verhängnis, denn Montserrat nahm Carrasco übel, das sie sie nicht mehr protegierte. Die Familien Martínez und Carrasco waren befreundet, so kam Mont­serrat bei den Kommunalwahlen 2007 zu einem guten Listenplatz des PP für den Stadtrat in Astorga, ohne durch besonderes kommunales Engagement aufgefallen zu sein. In der Verwaltung der Provinzhauptstadt León wurde per Dekret von Carrasco eine Stelle für eine Telekommunikationsingenieurin geschaffen. Sie wurde ohne Ausschreibung kommissarisch mit Montserrat besetzt, die den passenden Masterabschluss vorweisen konnte.
Doch 2011 ließ Carrasco Montserrat fallen. Ihre Stelle wurde ausgeschrieben, jemand besser Qualifiziertes bekam diese. Wenig später wurde durch einen Rücktritt ein Sitz für den PP im Stadtrat von As­torga frei. Die Partei entschied aber, den Posten vakant zu lassen und nicht mit Montserrat Triana zu besetzen. Auch bei der Listenaufstellung fiel sie durch. Der Tageszeitung El País zufolge ging dies auf eine Intervention Carrascos zurück. Als diese per Dekret auch noch ausbezahltes Honorar zurückforderte, begannen Montserrat Triana und ihre Mutter offenbar, die Ermordung Carrascos zu planen, während Montserrats Vater, der als Polizeichef von Astorga beruflich Kontakt mit Carrasco hatte, die Politikerin um Versöhnung bat. Aber Tochter und Mutter waren der Meinung, dass sie als Teil der PP-Seilschaft um ihre Privilegien betrogen worden seien. Am 12. Mai lauerten sie Carrasco auf einer Fußgängerbrücke in León auf. Eine der beiden streckte sie mit drei Schüssen vor Zeugen nieder. Die Mutter nahm inzwischen alle Schuld auf sich, da funktioniert die Solidarität noch. Ohne die gesellschaftliche Verrohung und Entsolidarisierung infolge der Austeritätspolitik der klientelistischen Volkspartei wäre diese Tat aber womöglich nicht passiert.