Islamistische Inquisition

Am 31. Juli 1826 wurde in Valencia das letzte Todesurteil der Inquisition gegen einen sogenannten Ketzer vollstreckt. Dass die Katholische Kirche überhaupt so lange mörderisch wüten konnte, ist erschreckend. Dass die menschenverachtende Durchsetzung einer Religion, in der die Freiheit des Individuums, sich für eine oder keine der verkorksten Religionsangebote zu entscheiden, nichts gilt, die brutale Verteidigung der religiösen Machtordnung hingegen alles, auch heute noch möglich sein kann, ist unfassbar. Im Sudan ist die 27jähri­ge Meriam Yahya Ibrahim am 15. Mai von einem Gericht in Khartoum zum Tode verurteilt worden, dazu gibt’s obendrein 100 Peitschenhiebe, ersteres wegen »Apostasie«, der Abkehr vom Glauben, letzteres wegen »Ehebruchs«. Was hatte die junge Ärztin getan? Von Verwandten ihres Vaters, eines sudanesischen Muslims, der die Familie verließ, als sie sechs Jahre alt war, ist sie im August 2013 angezeigt worden, da sie es gewagt hatte, sich ihren Ehemann selbst auszusuchen: den Christen Daniel Wani. Von ihrer Mutter, einer äthiopischen Christin, war die Sudanesin christlich erzogen worden, gilt in den Augen der regierenden Islamisten aber als Muslima. Ihre Heirat mit Wani vor zwei Jahren war nach der herrschenden Sharia ungültig und stellte einen »Ehebruch« dar. Als die Hochschwangere am 11. Mai nun vor Gericht aufgefordert wurde, zum Islam überzutreten, verweigerte sie dies. Sie sei Christin und habe nie Apostasie begangen. Als sie auch nach drei Tagen Bedenkzeit noch darauf beharrte, erging in erster Instanz das Todesurteil.
Seit Februar ist sie mit ihrem erst 20 Monate alten Sohn inhaftiert, benötigte medizinische Hilfe soll ihr verweigert worden sein. Mit ihrer Standhaftigkeit gegenüber den Islamfaschisten hat sie angesichts der drohenden Strafe größten Mut bewiesen. Vorige Woche brachte sie im Gefängnis ihr zweites Kind, eine Tochter, zur Welt. Die Peitschenhiebe soll sie nun erst erhalten, nachdem sie sich »von der Geburt erholt« hat. Das Todesurteil soll nach zwei Jahren gewährter Stillzeit ergehen. Vor dem Gerichtsgebäude gab es Proteste gegen das menschenverachtende Urteil und international hagelte es Kritik, auch Amnesty International setzt sich für die Frau ein. Nun wird gehofft, dass das Oberste Gericht das Urteil in höchster Instanz aufhebt. Die Inhaftierung stellt für Ibrahim und ihre Kinder dennoch ein hohes gesundheitliches Risiko dar.