Schluss mit lustig

Conchita Duck. Wer sich immer schon gefragt hat, wo auf dieser Welt Entenhausen zu finden sei, darf sich nun sicher sein, dass es nicht im weltoffenen Europa liegt. Denn dort, wissen wir, werden Frauen mit Bärten toleriert. In der Welt der Ducks haben sie hingegen offenbar nichts verloren. Conchita Duck, die jüngste Kreation des Egmont-Ehapa-Verlags, stieß bei ihrer Präsentation unter Facebook-Usern auf wenig Zustimmung. Verwundern muss das nicht, hat sich doch die Gesellschaft Entenhausens in den vergangenen Jahrzehnten beeindruckend entwicklungsresistent gezeigt. Noch immer sind Helden hier männlich, Frauen entweder Angebetete (Daisy), Mütterchen (Oma Duck) oder Hexe (Gundel Gaukeley). Mit anderen Worten: Hier ist die Welt noch in Ordnung. Und wenn schon im echten Leben Antidiskriminierungsgesetz und der Wunsch nach moralischer Überlegenheit gegenüber Russland das Ausleben der eigenen Transphobie verbieten, muss wenigstens für das fiktive Dorf die Spießigkeit verteidigt werden.   MIS
Lasst es dubben
Hyperdub. Genau zehn Jahre ist es nun her, dass der britische Musiker Steve Goodman alias Kode9 ein Label gründete, das maßgeblich zur Definition und Popularisierung von Dubstep beitrug: Hyperdub. Vormals als Webzine betrieben, veröffentlichte Hyperdub unter anderem die bedeutenden Alben des stets aufgrund seiner Anonymität mystifizierten Burial. Als Dubstep als Genrebezeichnung immer inflationärer gebraucht wurde und die damit identifizierte Ästhetik zu Werbejingles für Actionfilme verkam, orientierte sich das Label um und wendet sich seitdem abstraktem House, Footwork, retrofuturistischen Synthiesounds und anderen experimentellen und avantgardistischen Spielweisen elektronischer Musik zu. Auf der nun erschienen Compilation »Hyperdub 10.1« spiegeln Kode 9, der kürzlich verstorbene DJ Rashad, Laurel Halo und andere alte und neue Künstler die derzeitige Ausrichtung des Labels wider. Ihr sollen noch drei weitere folgen. Am 13. Juni wird es eine Labelparty im Berliner Berghain geben.   MIS
Probiere dich selbst
Autokannibalismus. Viele kennen es von sich selbst: Das Zerkauen der eigenen Lippe. Näher kommen die meisten dem Aroma von Menschenfleisch nicht. Trotzdem scheint es von großem Interesse zu sein, wie er so schmeckt, der Mensch – schon so manche Hollywood-Klamotte versuchte, der Frage auf den Grund zu gehen. »Hühnchen« behauptete zum Beispiel Dr. Herold Leacher in »Loaded Weapon«. Mit dieser Fehlinformation räumte jetzt der norwegische Künstler Alexander Selvik Wengshoel auf. Wengshoel hatte sich nach einer Hüftoperation den entfernten Knochen aushändigen lassen, um ihn als Teil einer Ausstellung zu präsentieren. Beim Abkochen der Fleischreste verfiel er dann auf den Gedanken, sich selbst zu probieren. Der 25jährige, der von Geburt an unter seiner deformierten Hüfte litt, verköstigte sein Fleisch mit Kartoffelpüree und Wein und klärte die Frage nach dem Geschmack für das norwegische Magazin The Local: Menschliches Hüftfleisch schmecke wie wildes Schaf, das in den Bergen Pilze frisst.   MIS
Schwerstarbeit
Christian Wulff. Auf narzisstische Kränkungen mit dem Schreiben von Büchern zu reagieren, ist beliebt. Nach Sarrazins großem Wurf »Der neue Tugendterror« legt nun auch Christian Wulff ein Werk voller Intrigen und großer Gefühle vor. »Ganz oben, ganz unten« heißt es. Anders als Deutschlands beliebtester Schnauzbartträger kann Wulff immerhin echte Konsequenzen vorweisen, die die öffentlichen Angriffe auf ihn hatten. So war er zum Beispiel gezwungen, bei vollem Lohnausgleich in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen. Wie viele andere muss er nun die quälende Langeweile mit erneuter Arbeit vertreiben – als Rechtsanwalt und Autor. Der Mann hat’s schwer.   MIS