112, wie reizend!

Zuallererst ein Geständnis: Ich habe einen Uniformfetisch. Das ist ziemlich peinlich. Aber, zu meiner Entschuldigung, niemand kann sich seinen Fetisch aussuchen, mit Vernunft oder Intellekt ist da überhaupt nichts zu machen. Außerdem ist es auch nur eine klitzekleine, sehr begrenzte Leidenschaft, viel mehr ein Faible als ein Fetisch. So, jetzt aber raus damit: Ich stehe auf Feuerwehruniformen.
Und da in so einer Uniform in der Regel jemand drinnensteckt, schau ich mir den Feuerwehrmann genauer an – ich habe noch nie eine Feuerwehrfrau gesehen, gibt es die überhaupt? Das ist ein klarer Mangel, denn die würde ich mindestens genauso bewundern. Trotzdem, ich mag die Feuerwehr schon lange, spätestens seit in einer ungenannt bleibenden Wache in ruhigen Nächten auch mal kleinere Autoreparaturen durchgeführt wurden. Frau musste ein bisschen bewundernd danebenstehen, aber das war damals in alternativen Werkstätten auch so, und da war es nicht gratis wie auf der Wache.
Gelegenheit, die Feuerwehr bei der Brandlöschung zu bestaunen, hatte ich in den vergangenen Monaten gleich zweimal. Einmal sah ein Passant Rauch auf unserem Hausdach und rief die 112 an. Kurz darauf waren alle da: Polizei, Krankenwagen und – hurra – die Feuerwehr. Die Polizei war, wie sie halt so ist, die Krankenwagenbesetzung langweilte sich, aber die Feuerwehr! In voller Montur polterten fünf Uniformen auf den Dachboden. Nein, sie polterten nicht, sie defilierten. Mit schwerem Gepäck auf dem Rücken, schnellgeschätzte 20 Kilo, waren die Männer kein bisschen außer Atem. Ich schnaufte ganz ohne Gepäck. Da wegen einer Stahltür nicht auf den Dachboden zu kommen war, wurde zur allgemeinen Freude ein Drehleitereinsatz beschlossen. Ich stand auf dem Balkon, als drei Feuerwehrler majestätisch langsam und vergnügt an mir vorbeischwebten. Schnell bot ich Kekse an, die dankend angenommen wurden, bevor sie weiter gen Himmel zogen. Feuer war dann keines auf dem Dach, nur ein verstopfter Schornstein. Alle waren ein wenig enttäuscht. Wenige Wochen später brannte es im Haus gegenüber richtig. Stundenlang wurden Wasser und Schaum gesprüht. Es war kalt, aber die Feuerwehrmänner verloren ihre gute Laune nicht. Ein bisschen muffelig war höchstens die nächtliche Brandwache, die für die kommenden zwölf Stunden nichts tat, außer eben zu wachen. Ich hingegen tat an diesem Tag wenig anderes, als am Fenster zu hocken und diesen reizenden Männern zuzuschauen. Für die nächste Zeit reichte es mir, ich hatte so viele Uniformen gesehen, dass ich noch heute davon zehren kann.
So, und jetzt ist Schluss mit dem Berufebeobachten, nur noch ein Fazit fehlt: Es gibt echt tolle Jobs, aber meiner, also der hier nicht besprochene Beruf Autorin, ist und bleibt trotzdem der Allerschönste.