God is Great

Islamismus. Als der britische Konzeptkünstler John Latham im Januar 2006 im Alter von 84 in London starb, war er zutiefst verbittert über den Umgang der Londoner Tate Gallery mit seinem Werk. Aus Angst vor islamistischen Übergriffen hatte das Museum beschlossen, seine Arbeit »God is Great (#2)« in der laufenden Retrospektive nicht zu zeigen. Die Installation besteht aus einer Bibel, einem Talmud und einem Koran hinter einer Glasscheibe.
Die Kuratorin des Frankfurter Portikus bewies mehr Mut als ihre britischen Kollegen, als sie sich entschloss, die aus demselben Zyklus des Briten stammende Installation »God is Great«, bestehend aus Bibel, Talmud und Koran unter einer zerbrochenen Glasscheibe, in der renommierten Ausstellungshalle zu zeigen. In der vergangenen Woche beschädigten drei junge Männer das Kunstwerk und entfernten den Koran. Aus Angst vor weiteren islamistischen Übergriffen wurde die Ausstellung erstmal geschlossen.   her
Die Snowdens
Hollywood. Endlich wird dem Mann ein Denkmal gesetzt. Zwar ist der Verbleib des Whistleblowers Edward Snowden nach Ende seines Asyls in Russland Anfang August noch nicht geklärt, doch sein Heldenstatus scheint gesichert. Gleich zwei Kinoproduktionen greifen die Geschichte auf. Sowohl Regisseur Oliver Stone als auch die für ihre James-Bond-Filme bekannten Produzenten Michael G. Wilson und Barbara Broccoli planen ihren Snowden-Film. In Anbetracht des Ansehens, das der ehemalige NSA-Mitarbeiter schon jetzt in Deutschland genießt, verwundert es ein wenig, dass nicht auch noch Uli Edel eine Verfilmung plant. Das deutsche Feuilleton jedenfalls freut sich bereits über den Wettlauf der beiden konkurrierenden Produktionen. Der Film, der zuerst Premiere feiert, wird wohl den größeren Kassenerfolg haben. Für Snowden selbst dürfte vor allem die Frage, ob er sich seine Geschichte in einem brasilianischen Kino oder einer amerikanischen Gefängniszelle zu Gemüte führen wird, von Interesse sein.   mis
Die Zukunft des Panoramablicks
Kommerzielle Drohnennutzung. Die US-amerikanische Luftfahrtbehörde FAA hat offenbar vor, die bisherigen Regel für den unbemannten Luftverkehr zu lockern, und prüft die Anträge von sieben Unternehmen, künftig Drohnen zu kommerziellen Zwecken einsetzen zu dürfen. Die bisherigen Bestimmungen sehen den Einsatz ziviler Drohnen nur für Behörden vor. Doch nun rückt auch für die Filmunternehmen der Motion Picture Association of America, die sich ähnlich wie manche Werbeunternehmen bereits teilweise über das Verbot hinwegsetzten, die legale Nutzung unbemannter Kamerahubschrauber in greifbare Nähe. Letztlich wird die FAA mit der Lockerung ihrer Regeln nur bekräftigen, was dank fehlender Gesetze sowieso nicht illegal war. Ob die Neuregelungen auch Privatpersonen erlauben werden, Nachbars Garten im Auge zu behalten, bleibt abzuwarten. Die Argumente der Drohnenhersteller jedoch zielen auf eine massive Ausdehnung des Drohneneinsatzes: 100 000 Arbeitsplätze winken.   mis
Akkumulation des Schreckens
»Körperwelten«. Der Berliner Alexanderplatz ist ohnehin ein gruseliger Ort. Was einem beim Stichwort »Alex« einfällt, sind zugige Unterführungen, pathetische Kaufhausarchitektur und der totgeprügelte Jonny K. Um eine schaurige Attraktion reicher soll der Ort im Herbst dieses Jahres werden. Dann eröffnet dort das »Körperwelten«-Museum des Joseph-Beuys-Lookalike Gunther von Hagens. Begeistert scheint niemand von dem Plan zu sein, aber die Ausstellung mit den plastinierten Leichen zieht in ein Privatmuseum, auf dessen Konzeption der Senat keinen Einfluss hat. Bisher war ja Beate Uhses »Erotik-Museum« am Bahnhof Zoo Berlins gruseligste Ausstellung, das wird sich im Herbst ändern.   her