Verfluchte Mofas

E-Bikes. Inzwischen wundert sich kaum jemand mehr über den Anblick motorisierter Fahrräder. Kommt ein gut gelaunter Rentner auf seinem gemütlichen Elektrorad vorbeigezischt, freut man sich. Vielleicht mit ihm über den Zugewinn an Mobilität und Unabhängigkeit. Oder einfach über die Frage, ob der Fahrer den Bock lenkt oder umgekehrt. Was aber, wenn man auf dem nordfriesischen Deich von einem jungen motorisierten Mountainbikefahrer überholt wird? Vorher wollte man der Studie keinen Glauben schenken, die Ende vergangenen Jahres feststellte, dass das Durchschnittsalter der Elektroradkäuferschaft sinkt. Der Anteil der 30- bis 45jährigen Käufer habe sich binnen kürzester Zeit verdreifacht, hieß es, das Elektrorad ersetze vielfach das Auto oder die Benutzung des ÖPNV. Mag sein. Und vielleicht gibt es beim Kauf ja sogar die praktische Softshell-Jacke und ein Outdoor-Handy dazu. Super! Das Elektrorad ist nicht die Zukunft des Fahrradfahrens, es ist der hässliche Wiedergänger des Mofas.   OKO
Offizielle Ehrung
Ramones. Jahrzehntelang wurde ihnen die Ehre vorenthalten, endlich haben sie es geschafft: Die Band Ramones hat eine goldene Schallplatte bekommen. Das selbstbetitelte Debütalbum der New Yorker Band, die bekanntlich schon Punk war, bevor überhaupt jemand das Wort verwendete, hat die magische Grenze durchbrochen: 500 000 Exemplare von »Ramones« sind über die Ladentheke gegangen. Es hat auch nur 38 Jahre gedauert. Selbst wenn es mittlerweile genügend Beispiele dafür gibt, wie stark popkulturelle Bedeutung und kommerzieller Erfolg auseinanderklaffen, dürfte die Verleihung einer goldenen Schallplatte doch kaum mal dermaßen lächerlich gewirkt haben. Das Album, das im ersten Jahr lediglich 6 000 Mal verkauft wurde, findet sich seit vielen Jahren in den Best-of der Musikredaktionen. Dabei ist es nicht einmal das beste, sicherlich aber das wichtigste der Band. Denn klarer ließ sich dem Rockgetue von Led Zeppelin & Co. keine Absage erteilen. Und selten war die Reduktion aufs Wesentliche so folgenschwer.   OKO
Ehe, wem Ehe gebührt
Married at first sight. Wozu ist die Ehe gut? Was soll der Firlefanz mit der Hochzeit und der Bindung fürs Leben mit dem zukünftigen Ex-Partner? Der familienfreundliche Fernsehsender Sat.1 weiß es und wird, dem Spiegel zufolge, im Winter eine Adaption der dänischen Heiratsshow »Married at first sight« ausstrahlen. Wie der Titel nahelegt, kriegen sich die Paare zum ersten Mal vor dem Altar zu Gesicht, ein paar Wochen lang wird im Anschluss die Kamera draufgehalten. Ausgewählt wurden die Paare von »vier Experten«, heißt es, unter ihnen befindet sich neben einer Paartherapeutin auch ein Pastor. Ein Pastor? Glaubt er daran, dass auch nur ein Paar sich nicht nach dem gesetzlich vorgeschriebenen Jahr scheiden lässt? In Dänemark haben sich alle Paare nach der Hochzeit wieder getrennt. Gedreht wird bereits, die Paare befinden sich derzeit in den Flitterwochen. Es gibt übrigens mittlerweile Event-Management-Buden, die sich auf die Organisation von Scheidungspartys spezialisiert haben. Weiter so!   OKO
Durch die Wand
Röntgenblick. Nachdem es schon ermöglicht wurde, die Bewegung von Menschen hinter Mauern zu erkennen, ist den Forschern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) nun ein Durchbruch gelungen: Selbst die Atmung und die Herzfrequenz eines Menschen können fortan durch Wände hindurch erkannt werden. Mittels W-Lan! Um verschüttete Personen zu orten, nun gut. Für Eltern, die sich um das schlafende Kleinkind sorgen, naja. Aber auf welche Welt steuern wir zu, wenn der Nachbar plötzlich über die gefürchteten X-Ray-Eyes verfügt? Schlimmer als Nacktscanner!   OKO