Platte Buch

Mut zur Lücke

HipHop auf Sub Pop – das ist noch immer ungewohnt, auch wenn mit Shabazz Palaces und Theesatisfaction aus Seattle schon länger zwei HipHop-Acts auf dem Label zu finden sind. Auch Clipping haben jetzt den Weg dorthin gefunden, eine Band, die nicht aus der Stadt des ganzjährigen Dauerregens kommt, sondern aus dem sonnigen Süden Kaliforniens. Doch auch dort scheinen die Tage von Gangsta-Rap und G-Funk schon lange gezählt zu sein, auch wenn die hin- und herwabernden Sinustöne bei »Summertime« fast wie ein schiefes Zitat aus Snoop Doggy Doggs »Murder Was the Case« wirken.
Was Clipping hier abliefern, ist Rap als Dekonstruktion, reduziert auf weniger als das Nötige. Teilweise hängen die Fragmente, die die einzelnen Songs ergeben sollen, etwas hilflos nebeneinander in der Luft. Wenn sie sich allerdings bei aller Lückenhaftigkeit doch zu einem Ganzen zusammenfügen, wie bei »Body & Blood« oder »Dominoes«, kommt etwas wirklich Gutes dabei heraus. Überhaupt wirkt das ganze Album mit seinem Mut zur Stille und zum Weniger-ist-mehr wie ein willkommener Gegenentwurf zu dem großen Anteil zeitgenössischer Rap-Musik, der einen mit seiner klanglichen Überfülle fast erschlägt. Vielleicht ist Gegenentwurf aber auch das falsche Wort. Richtiger wäre wahrscheinlich »Erweiterung«, denn mit der Vielzahl von Features altgedienter MCs verortet sich das Album »CLPPNG« am Ende dann doch klar innerhalb von Rap und nicht in Opposition zum Genre.

Clipping: CLPPNG. Sub Pop