Nichts für Manager

Burnout. Lange Zeit hatte man ja den Verdacht, dass Burnout eine Erfindung von Focus und Spiegel ist. Diese Krankheit, die laut einschlägiger Berichte ausgerechnet Männer in Maßanzügen mit Porsche, dreimal Malediven im Jahr und Chefarztbehandlung ereilen sollte, kam im Alltagsleben jedenfalls so gut wie nicht vor. Da gab es nur Depres­sionen, Bluthochdruck und Alkohlprobleme. Jetzt rückt eine in der vergangenen Woche in Berlin vorgestellte Studie der Krankenkasse DAK das schiefe Bild, das die Medien von der Krankheit zeichnen, zurecht. Grob zusammengefasst lautet das Ergebnis: Je höher der berufliche Status, desto geringer sei der Stress. Die vermeintliche Managerkrankheit betrifft demnach vor allem Arbeitslose und Alleinerziehende, eher Frauen als Männer, eher Gering- als Hochqualifizierte. Die stärkste Belastung erfährt die Alleinerziehende, die, laut Spiegel-Kolumnist Jan Fleischauer, allseits verwöhnte »Madonna des deutschen Sozialstaates«.   her
Endlich öffentlich
Caustic Window. Jedes zweite selbsternannte musikalische Genie behauptet, über mindestens einen prall gefüllten Keller unveröffent­lichten Materials zu verfügen. Und manchmal, da stimmt es sogar. 20 Jahre hat es gedauert, bis ein Album von Caustic Window, besser bekannt als Richard David James, noch besser bekannt als Aphex Twin, veröffentlicht wurde. Das ehemalige Mastermind der Popmusik war seit seinem Album »Drukqs« 2001 von der Bildfläche verschwunden, Anfang 2014 hatte ein anonymer Verkäufer eine Testpressung des Albums von Caustic Window für 13 500 Dollar im Internet angeboten. James wollte das Album 1994 nicht veröffentlichen, jeder, der über eine Testpressung verfügte, musste schwören, es 20 Jahre lang zurückzuhalten. Angeblich. Eine Kampagne wurde ins Leben gerufen, das Album wurde gekauft und anschließend zum kostenlosen Streaming ins Internet gestellt. Weiter so! Inzwischen sind zwei weitere Werke von Aphex Twin in Online-Auktionshäusern aufgetaucht.   OKO
Herrlich schräg
Avantgarde. »Bis um sechs Uhr morgens habe ich den Ablaufplan verbessert. Als ich heute aufgewacht bin, fiel mir auf, wie sinnlos das war.« Applaus und Gelächter für Jean-Hervé Peron, dessen ausufernde Moderation auch in diesem Jahr eine der Hauptattraktionen des Avantgarde-Festivals im schleswig-holsteinischen Schiphorst bildete. Ein Nachbar habe den Festivalbesuchern 500 Bananen geschenkt, erzählt Peron und kommt noch im gleichen Satz darauf zu sprechen, dass in der Scheune gerade ein Musiker inmitten von 150 Zuschauern sitzt und so variationsreich auf einer Snare-Drum herumklöppelt, dass niemand einen Laut von sich gibt. Unter dem Scheunendach kam es später unter anderem zu krachenden Bass-Improvisationen, psychedelischen Projektionen und einer spontanen Strick-Performance. Jeder zweite ist hier Künstler, etwas verschroben vielleicht, zumindest aber weit gereist und bereit, auf Dünkel und Backstage-Bereich zu verzichten. Das Avantgarde-Festival ist immer wieder ein Genuss.   OKO
Käseland ist abgebrannt
Diddl. Eine schreckliche Nachricht erreicht uns in diesen Tagen: Die Diddl-Maus wird abgeschafft. Mit ihr verschwindet das ganze Käse-Imperium inklusive dem auflagenstarken Käseblatt und der Internetseite »Diddls Käsepäitsch«. Die Diddl-Maus gibt es seit 1990. In ersten Skizzen war sie noch ein Känguru, entwickelte sich dann aber zur Springmaus, die bald auf allem prangte, was Grundschüler so brauchen. Auf Schulranzen und Lippenbalsam klebte die von Älteren als nervig empfundene Maus ebenso wie auf Socken und Bettwäsche. Die monatliche Zeitschrift Diddls Käseblatt erreichte eine Auflage von 340 000 Exemplaren und erschien in Deutsch, Französisch und Niederländisch. Von so viel Relevanz können andere Medien nur träumen.   her