Platte Buch

Er ist zurück

Er hat schon wieder eine neue Band. Obwohl, so ganz neu ist sie auch wieder nicht, ihr Name deutet schon darauf hin: Alte Sau. Alte Sau ist so etwas wie eine Light-Version von NRFB, einer Band, mit der die Hamburger Punklegende Jens Rachut im vergangenen Sommer das geneigte Feuilleton durcheinanderwirbelte. Wie schon damals wird Rachut erneut unterstützt von Rebecca Oehms an Mikrophon und an der Orgel. Aber wo sind die Gitarren? Einfach mal weggelassen. Und das, obwohl doch gerade das unnachahmliche Gitarrenspiel von Andreas Ness Bands wie Dackelblut und Oma Hans genauso prägte wie Rachuts Gesang und seine eigenwilligen Texte. Umso überraschender ist es, wie sehr Alte Sau dann doch in etwa so klingt, wie zu erwarten oder eher noch zu erhoffen war. Dafür verantwortlich sind zum einen sicher die Frauenchöre – ein immer wieder verwendetes Stilelement im Rachut-Kosmos –, zum anderen das enorm druckvolle Schlagzeugspiel von Raoul Doré. Man könnte auch sagen, Alte Sau vereint das beste aus beiden Welten Jens Rachuts, einerseits das Energiegeladene und Dringliche seiner eher rockigen Bands und andererseits das Aberwitzige, Experimentelle der zweiten NRFB oder der frühen Kommando Sonne-nmilch. Funktionieren kann das freilich nur, weil Oehms an der Orgel tatsächlich alle Register zieht und im Alleingang eine halbe Band ersetzt. Seit der Abschiedssingle von Oma Hans vor nunmehr neun Jahren ist aus dem Hause Rachut nicht mehr so etwas Spannendes und Inspiriertes gekommen wie diese Platte.

Alte Sau: s/t (Major Label/Broken Silence)