Gefährliches Schreiben

Dass man dem iranischen Regime nicht trauen darf, auch wenn es sich wie derzeit im Irak angeblich gegen die Islamisten von Isis engagieren will und den »Reformer« Hassan Rohani als Präsidenten hat, ist eigentlich klar. Damit man aber auch ja nicht vergisst, wie fies die iranischen Regierungsislamisten sind, sind sie so entgegenkommend und erinnern eine immer wieder daran. Vergangene Woche musste die iranische Journalistin Marzieh Rasouli spüren, was es heißt, in der Islamischen Republik arbeiten zu wollen. Wie sie per Twitter, das im Iran natürlich gesperrt ist, am Montag voriger Woche mitteilte, sei sie informiert worden, dass sie am Tag darauf eine zweijährige Haftstrafe im berüchtigten Gefängnis Evin in Teheran antreten müsse. Zudem sei sie zu 50 Peitschenhieben verurteilt worden. Ihren letzten freien Abend soll die junge Iranerin mit Freundinnen und Freunden bei einem Abendessen verbracht haben.
Im Januar 2012 waren Rasouli und weitere Kolleginnen verhaftet worden, weil sie angeblich gegen »nationale Sicherheitsinteressen« verstoßen hatten. Ihr und anderen Journalistinnen und Journalisten wurde vorgeworfen, mit BBC Persian zusammengearbeitet zu haben, was in den Augen der Regierung Spionage gleichkommt. Rasouli verbrachte fast sechs Wochen in Einzelhaft und kam schließlich auf Kaution frei – für umgerechnet über 300 000 Euro. Verurteilt wurde sie nun im Februar dieses Jahres wegen »Verbreitung von Propaganda« und »Störung der öffentlichen Ordnung durch die Teilnahme an Versammlungen«. Was genau sie Verwerfliches geschrieben haben soll, ist unklar. Vielleicht etwas über ein Konzert, ein Kunstwerk oder ein Buch, das die ganze falsche Ordnung der Mullahs über den Haufen werfen würde. Sie schrieb nämlich vor allem über kulturelle und literarische Themen für verschiedene reformorientierte und unabhängige Zeitungen. Wahrscheinlich reichte den Medienwächtern des Regimes bereits der Publikationsort als Beweis für ihre Gefährlichkeit. Wie einige Kolleginnen und Kollegen musste Rasouli den Arbeitgeber oft wechseln, da einige der Zeitungen immer wieder eingestellt werden mussten. Rasouli ging gegen ihr Urteil in Berufung, doch der Haftantritt kam vor dem Berufungsurteil. Sie ist nicht die einzige inhaftierte Journalistin im Iran, Reporter ohne Grenzen zufolge sind es derzeit 64 Journalisten und Blogger.