Home Story

Viel ist passiert in der vergangenen Woche, aber nicht alle Ereignisse haben es in diese Ausgabe geschafft. Nicht im Blatt sind die Fußballweltmeisterschaft (»Kann man ignorieren«), das Funktionale Wohnen (»Kennt sich damit jemand aus?«), der Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb (»Hmm …«), der in New Orleans lebende Internetstar Permanently Sad (»total niedlich«) und der 60. Geburtstag von Angela Merkel.
Immerhin: Über Funktionales Wohnen, kurz FuWo genannt, wird auf der Redaktionskonferenz regelmäßig diskutiert. Beim FuWo geht es darum, den Wohnbereich kollektiv zu nutzen, also kein eigenes Zimmer zu beanspruchen. Menschen, die aus sehr armen Verhältnissen kommen, kennen das FuWo vielleicht noch unter der veralteten Bezeichnung »enge Wohnung«; andere denken an die Ferien im Hostel. Sieht so die Wohnzukunft aus?
Um Wohnen in der Gegenwart geht es im Dossier, das eine Auswahl von WG-Anzeigen versammelt und einen unverstellten Einblick in den Kühlschrank und das Sprachlabor der neoalternativen Szene gewährt.
Der Titelgewinn des deutschen WM-Teams wird in diese Ausgabe übergangen, stattdessen wird auf der Sportseite das Fußballspiel als solches gewürdigt. Eine umstrittene Entscheidung! Die Debatte darüber, was der Sieg des deutschen Teams bedeutet, wird jetzt in der Küche und im Flur geführt. Verkörpert das Siegerteam die Zukunft des Fußballs, den Horror der neuen Arbeitswelt mit seinen hochidentifizierten Höchstleistern, flachen Hierarchien und der permanenten Job-Rotation oder ist alles nur »Schland«?
Die WM ist nicht der einzige Wettbewerb, der von diesem Blatt ignoriert wird. Auch der Ingeborg-Bachmann-Preis im österreichischen Klagenfurt fehlt. Klagenfurt ist weit und Zugfahren teuer. Gewonnen hat den Literaturwettbewerb in diesem Jahr der Autor und Cartoonist Tex Rubinowitz, der als Betriebsnudel und Feierbiest von Klagenfurt gilt, weshalb seine Ehrung im deutschsprachigen Feuilleton mindestens so umstritten ist wie die Auszeichnung von Messi als »bester Spieler« in der internationalen Sportpresse.
Warum es aber weder Permanently Sad, die Katze mit den traurigen Panda-Augen, noch der runde Kanzlerinnengeburtstag ins Blatt geschafft haben, bleibt allen ein Rätsel. Es kann nur ein Versehen sein.