Das Medium

Falsche Filme

Falschmeldungen, ganz offenkundig mit Photoshop bearbeitete Bilder, Gerüchte, deren Urheber nicht zu ermitteln sind, praktisch jeder bewaffnete Konflikt auf der Welt wird mit anderen Mitteln, viel Vehemenz und kaum verifizierbaren Quellen, auch in den sozialen Netzwerken ausgetragen. Besonders beliebt bei den Usern, die sich dem Meinungskampf im Internet verschrieben haben, sind Fotos und Filme von entstellten, verstümmelten Leichen, die die Grausamkeit der jeweils unbeliebten Seite – nicht immer nur Israelis, Amerikaner oder Ukrainer – verdeutlichen sollen. Und weil echte Internetkämpfer in der Wahl ihrer Mittel nicht eben zimperlich sind, wird ein vor Monaten ermordetes syrisches Kind zum Beispiel kurzerhand zu einem gerade getöteten palästinensischen deklariert. Einige Blogs haben es sich zwar mittlerweile zur Aufgabe gemacht, die gröbsten Bildfälschungen oder mit falscher Ortsangabe versehenen Fotos und Filme aufzudecken, aber gegen eifrige, von ihrer Sache überzeugte Facebook- oder Twitteruser haben handfeste Beweise in aller Regel kaum Chancen.
Christoph Koettl von Amnesty International USA hat nun eine Anleitung zusammengestellt, wie Youtube-Videos auf Echtheit überprüft werden können. Das »Citizen Evidence Lab« ist dazu gedacht, Menschenrechtsorganisationen dabei zu helfen, Filme zum Beispiel mit einer Rückwärtssuche zu verifizieren. Gibt es eine frühere Version eines Videos, können die darin gezeigten Orte identifiziert werden? Koettl stellt wichtige Fragen, anhand derer die verwendeten Bilder Konflikten zugeordnet werden können, und erzählt von einem Film, der angeblich gerade im Südsudan aufgenommen, in Wirklichkeit jedoch schon vor Jahren auf Youtube veröffentlicht worden war. Und zwar mehrmals, denn er kursierte sowohl als Video aus Kenia als auch aus Myanmar. Zu finden ist die Anleitung unter http://citizenevidence.org