Jung & versaut IV

Die studentische Jugend, so beklagte die FAZ vor kurzem, sei »konformistisch, ohne Haltung und Standpunkt, sprachlich schlampig, strebsame Grottenolme ohne Mut zum Neinsagen«. So empörten sich die Presseonkel, die nur ihr ungeheurer Mut, ihr geradezu panisches Anderssein zur FAZ geführt hat, und ließen darauf sieben Studenten antworten. Der Artikel ist natürlich, wie die Uni- und Job-Rubriken der großen Presseerzeugnisse ohnehin, eine einzige große Propagandaaktion für jene BWL-Institute, die in eben diesen Rubriken so großzügig inserieren; so erklären sich auch Blüten des Unfugs wie diese: »Das uns eingedroschene Streben nach materiellem Reichtum und sozialem Status treibt viele zum streamgelineten Studien- und Lebensverlauf. Christian Diem, 23 Jahre, studiert BWL an der Uni Liechtenstein.« Patrick Haas hingegen ist weniger sozialkritisch, horchte eher auf sein Herz: »Bei mir war es so, dass ich nach dem Abitur und zwei Jahren Bundeswehr immer noch nicht wusste, was ich machen wollte, und ein Studium begann, weil es von mir erwartet wurde. Die unglücklichste Zeit in meinem Leben! Ich habe mich unausgeglichen gefühlt. Ich sah keinen Sinn. Ich wollte raus aus Deutschland, habe alle Zelte abgebrochen und bin einfach nach Irland gezogen.« Eine Reise nicht nur zu Pubs und Prügelei, sondern auch zu sich selbst: »Hier habe ich zu mir gefunden und weiß jetzt, dass ich großes Interesse an Online-Marketing und Business Administration habe. Darauf wäre ich vorher nie gekommen.« O Mysterium! Manch einer wird schon als Marketing-Frettchen geboren, ohne davon auch nur zu ahnen. Ganz im Sinne von Gernhardts Sinnspruch: »Ich höre in mich rein, in mir muss doch was sein, ich hör nur gax und gix, in mir da ist wohl nix.«