Gender in Zahlen

Vito-Russo-Test. In »Lesben, vor denen man sich in Acht nehmen muss« ließ die US-amerikanische Cartoonistin Alison Bechdel 1986 eine ihrer Figuren Filme nach Kriterien auswählen, die später als Bechdel-Test die einseitige Darstellung von Frauen im Film veranschaulichen sollten. In Anlehnung an dieses Verfahren hat die amerikanische Gay and Lesbian Alliance Against Defamation (GLAAD) einen Test zur Darstellung von schwulen, lesbischen und Transgender-Figuren in Hollywoodproduktionen entwickelt. Der Test, benannt nach dem amerikanischen Filmhistoriker und Mitbegründer der GLAAD, Vito Russo, richtet drei Anforderungen an einen Film: 1. Es muss ein LBGT-Charakter auftreten. 2. Er darf sich nicht allein oder hauptsächlich durch seine sexuelle Orientierung beziehungsweise Gender-Identität definieren. 3. Die Rolle der LBGT-Figur muss für die Handlung bedeutsam sein. In ihrer jüngst veröffentlichten Studie, dem zweiten »Studio Responsibility Index«, bestehen sieben von 102 untersuchten Filmen den Test.   OKO
Surreale Leggings
David Lynch. Sollte »Eraserhead« nur eine Parodie auf das Familienleben sein? Symbolisieren die Serpentinen in »Mulholland Drive« unsere verschlungenen Hirnwindungen? Und wie zur Hölle verhält sich das Oberlicht der Villa in »Lost Highway« zum Über-Ich? David Lynchs bizarres Werk ist so rätselhaft wie anerkannt und filmhistorisch bedeutsam. Daran können weder seine zweifelhaften Ausflüge in die Welt der Esoterik etwas ändern – die »David Lynch Foundation for Consciousness Based Education and World Peace« unterstützt die TM-Bewegung, die durch Transzendentale Meditation den Übeln der Welt beikommen will – noch seine verschnarchten musikalischen Versuche oder die Tatsache, dass er seinen Namen für Kaffee hergegeben hat. Aber was hat den Regisseur nun dazu bewogen, zusammen mit der Bekleidungsfirma Live The Process, dem Model Alyssa Miller und dem Künstler Jason Woodside eine Damen-Sportswear-Kollektion zu entwerfen? Lynch-Leggings für 170 Euro? Der Mann bleibt ein Rätsel.   OKO
In Gedenken
Beastie Boys. Paul’s Boutique ist längst nicht mehr Paul’s Boutique. Wo die New Yorker Rivington Street auf die Ludlow Street trifft, ist heutzutage ein Sandwichladen zu finden – bis vor kurzem erinnerte hier nichts an »Paul’s Boutique«, das zweite und künstlerisch wohl wichtigste Album der Beastie Boys. In kommerzieller Hinsicht nachvollziehbar, denn die Platte floppte. Zum einen entsprach es nicht den Erwartungen der Fans, die »Licensed to Ill«, das Debütalbum der Band, für seine Ironie bewunderten. Zum anderen hatten die Musiker mit »Paul’s Boutique« Schlüsse aus ihrer Auseinandersetzung mit dem Musikgeschäft gezogen: Nach der Veröffentlichung ging die Band nicht einmal unmittelbar auf Tour. Anlässlich des 25jährigen Jubiläums von »Paul’s Boutique« hat die Künstlerin Danielle Mastrion eine Ladenseite bemalt und dem Album ein Denkmal gesetzt. Erst im vergangenen Jahr wurde der Palmetto Playground in Brooklyn in Adam-Yauch-Park umbenannt, um an den 2012 gestorbenen Beastie Boy zu erinnern.   OKO
Klasse schlechter Laune
Endlich Ruhe. Kein nerviges Kindergeschrei mehr, keine Pärchenstreits, keine hysterischen Modewichtigtuer und grölenden Junggesellen. Viking International Airlines, ein norwegisches Start-up-Unternehmen, macht es möglich. Die Idee ist so simpel wie genial: Wer sich dem Lärm der jungen Leute im Flieger nicht aussetzen will, bezahlt einen Aufpreis und nimmt in einer Extraklasse Platz, der »Old Grumpy Class«, wie der Bereich intern genannt wird. Dort sind die Missmutigen unter sich. Hoffentlich ist kein Mindestalter erforderlich.   OKO