Wozu Trolle gut sein können
Facebook ist hierzulande nicht gerade dafür bekannt, gegen untragbare Meinungsäußerungen vorzugehen. Es ist extrem schwierig, bei Facebook rassistische und antisemitische Inhalte löschen zu lassen, was die Nutzer dazu befähigt, ungehindert ihren Dreck zu verteilen.
Amerikas Rechte sieht die Sache etwas anders. Man fühlt sich verfolgt, wenn eigene Beiträge entfernt oder die Accounts von Mitstreitern gelöscht werden. Schließlich habe man doch gar nichts Böses verbrochen, Angriffe auf Homosexuelle und rassistische Äußerungen seien ebenso durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt wie der Kampf für ein sauberes Amerika, argumentieren sie.
Die Rechte fühlt sich gegängelt und versucht deshalb, ein eigenes soziales Netzwerk zu gründen, ein Facebook für Patrioten: Reaganbook. Am Dienstag vergangener Woche ging die Website online, mittwochs hatten sich bereits mehr als eintausend Nutzer angemeldet – darunter allerdings nur wenige Konservative, sondern hauptsächlich Trolle. Und diese Nutzer posteten fleißig: Pornographie, eine Fanseite der Metal-Band Slayer und jede Menge satanistische Inhalte. Und weil die Website noch rudimentär aufgebaut war und man in dem Facebook nachahmenden Newsfeed nicht nur die Beiträge der Freunde, sondern die aller Nutzer sehen konnte, waren die Betreiber schnell überfordert: Reaganbook ging wieder offline.
Aber so leicht geben sie sich nicht geschlagen. Die Initiatoren der Website wollen Maßnahmen ergreifen, um sich künftig vor Nutzern zu schützen, die »Leben, Freiheit und Familie zerstören wollen«. Wie genau das passieren und wann Reaganbook erneut gelauncht werden soll, wollten die Betreiber gegenwärtig nicht bekanntgeben. Trolle sind nicht immer schlecht.