Berlin Beatet Bestes. Folge 257.

Punks für Allah

Berlin Beatet Bestes. Folge 257. Fearless Iranians From Hell: Die for Allah (1987).

Andi, mach was gegen Isis. Ihr Männer müsst was tun!« Meine Freundin hat Angst. Angst regiert scheinbar überall. Islamistische Extremisten wüten in Syrien und Irak und halten die Welt in Atem. Was ist zu tun? Wie immer ist ein Blick in die Vergangenheit hilfreich. Heute ist es der sunnitische Isis, vor 30 Jahren waren es schiitische Extremisten, die vor allem die US-Amerikaner in Angst und Schrecken versetzten. Die furchterregendste Ikone der achtziger Jahre war das bärtige Gesicht Ayatollah Khomeinis. So forderten zum Beispiel die Stray Cats 1981 ganz patriotisch in ihrem einzigen Punk-Song »Storm the Embassy«, die Geiseln in der US-amerikanischen Botschaft in Teheran mit Gewalt zu befreien. Ein anderes, deutlich überzeichneteres Bild lieferte 1985 die Science-Fiction-Komödie »Zurück in die Zukunft«: Als libysche Terroristen wild krakeelend den zauseligen Doc Brown, der ihnen Plutonium gestohlen hatte, erschießen wollen, überlebt er dank seiner kugelsicheren Weste.
Ohne ihre Gefährlichkeit herunterspielen zu wollen, die Macht der Islamisten besteht heute vor allem in ihrer Macht über die Bilder. Ihre primitive Schocktaktik macht sie so erfolgreich, als würde die westliche Welt durch das Andere bedroht. Zottelbärtige Psychopathen, die ihren Feinden die Köpfe abschlagen – wirkmächtiger lässt sich dieses Andere nicht inszenieren.
Weil sich die Verbreitung der Bilder nicht verhindern lässt, stellt sich die Frage, wie ihre Kraft gebrochen werden kann. Vor rund 30 Jahren fand eine Gruppe von texanischen Punks ein potentes Mittel. Sie nannte sich programmatisch Fearless Iranians From Hell. Traditionell umarmt die Rockkultur das Andere. Rocker und Punks identifizierten sich immer mit abweichenden Lebensstilen von Afroamerikanern, Drogenabhängigen, LGBT-Personen, Kriminellen und Gangstern. Die Fearless Iranians From Hell drehten diese Strategie um, indem sie selbst die Identität der antiamerikanischen, islamistischen Extremisten annahmen: Die Maske der furchtlosen Iraner aus der Hölle.

»We’re coming to your town, gonna set you free./The deathmobile’s loaded with artillery./Machine gun in front gonna shoot you down./Fearless is here, so don’t fuck around./We’ve got guns and bombs and we’re on patrol./Our weaponry will take its toll./Beyond belief, beyond control./We’re stoned as shit and we’re ready to roll./Die, die, die, die for Allah./
Deathmobile’s stoking, gonna run you down./Fearless will level this whole fucking town./Bomb in your mailbox, knife in your back./This is the end, it’s the final attack./Mortal life means nothing to me./Die for Allah, set yourself free.«

Mit »Die for Allah« veröffentlichten die Fearless Iranians From Hell eines der intelligentesten Alben des Speedmetal und Skaterock. Die Texte strotzen nur so vor islamistischen Metaphern, die auch heute überraschend aktuell sind. Ironie und politische Satire können die Islamisten nicht stoppen. Aber vielleicht die Kraft der Bilder mindern, die die Welt in Angst halten.
Mein Name ist Andreas Michalke. Ich zeichne den Comic »Bigbeatland« und sammle Platten aus allen Perioden der Pop- und Rockmusik. Auf meinem Blog Berlin Beatet Bestes (http://mischalke04.wordpress.com) stelle ich Platten vor, die ich billig auf Flohmärkten gekauft habe.